Bernhard Templin

1894 Düsseldorf – 1974 ebenda

Düsseldorfer Hafenansicht 1922

Öl /Leinwand     70 x 91 cm

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Das Gemälde vom Düsseldorfer Hafen ist ein typisches Werk der 1920er Jahre. Es ist dem Stil der Neuen Sachlichkeit zuzuordnen, hier in der Variante des Phantastischen Realismus. Die Szenerie zeigt den Hafen in heftiger Betriebsamkeit, überall liegen Schiffe oder fahren auf dem Wasser, es steigt Dampf aus allen Rohren, der den Himmel bedeckt und die Stadtsilhouette im Hintergrund im Dunst  auflöst, nur der Anleger im Vordergrund ist klar und realistisch gezeichnet. Bei all der Betriebsamkeit fehlt jedoch der Mensch völlig. Kein Arbeiter ist zu sehen, alles scheint wie von Geisterhand von allein, automatisiert abzulaufen. In dem Bild ist das Doppelgesicht des Phantastischen Realismus ausgedrückt: die Faszination für Technik und die neue Zeit einerseits und die gleichzeitige Bedrohung, die sie für traditionelle Lebensformen bedeutet. Der Mensch muss sich den technisierten Abläufen unterordnen, er ist ein Rad im Getriebe, wie in Charly Chaplins Metropolis, oder gar nicht mehr sichtbar, wie in dieser visionären Darstellung Templins. In solchen Bildern schufen Maler ästhetische Bestandsaufnahmen einer Zeit, in der eine tiefe Verunsicherung der Gesellschaft nach dem Kulturbruch des Ersten Weltkriegs Bahn vorherrschte.

Bernhard Templin studierte von 1917-20 an der Kunstgewerbeschule in Düsseldorf, danach an der Kunstakademie. In den 20er Jahren gehörte er zur Düsseldorfer Avantgarde und zur Künstlergruppe um Johanna Ey. Außerdem trat er der Düsseldorfer Künstlervereinigung Malkasten bei.
Während des Zweiten Weltkrieges wurde der Künstler ausgebombt, sodass der Großteil seines Werkes vor 1943 zerstört wurde. Nur wenige seiner Werke aus der Zeit davor sind heute noch erhalten.