Der Künstlerverein Malkasten

Wilhelm Simmler – Malkasten-Vorhang

Adolf Schmitz – Verlobung Albrecht Dürers mit der Düsselnixe

„Erst mach dein Sach, dann trink und lach“

Zu Erfinden, zu Beschließen / bleibe, Künstler, oft allein / deines Wirkens zu genießen, / eile freudig zum Verein! / hier im Ganzen schau’, erfahre / deinen eignen Lebenslauf, / und die Taten mancher Jahre / gehen dir in dem Nachbar auf.

Wie beherzt in Reim und Prose / Redner, Dichter sich ergeht, / Soll des Lebens heitre Rose / Frisch auf Malertafel stehen, / mit Geschwistern reich umgeben / mit des Herbstes Frucht umlegt, / dass sie von geheimem Leben / offenbaren Sinn erregt.

(Goethe „Wilhelm Meisters Wanderjahre“ II.Buch, 8.Kapitel)

 

 

Es wirkt fast wie eine Vorahnung Goethes auf den 1848 in Düsseldorf gegründeten Künstlerverein Malkasten. Im Eifer der revolutionären Bewegung in Deutschland zusammengeschlossen, sollte der Verein das gesellige Zusammenkommen der Düsseldorfer Künstlerschaft und das daraus resultierende Pflegen der gesellschaftlichen Kontakte und wirtschaftlichen Interessen fördern. Hauptmotivation des Malkasten war ein reger Gedankenaustausch der Mitglieder, sowohl Künstler als auch Nichtkünstler, untereinander.

„Zur Devise in seinem Schild, „ wider die Philister und Piefkes“ , wählte der „Malkasten“ das Motto: „Ich komme doch durch komm ich doch:“ Als Spruchband über einem zweiköpfigen schwarzen Adler auf goldenem Grund, der auf seiner Brust das alte Wappen der deutschen Malerzunft, drei silberne Schildchen auf rotem Grund – ein Wappen, was Kaiser Karl V. Albrecht Dürer verliehen hatte – , trägt und mit seinen Fängen einen schäumenden Bierkrug, als Zeichen des fröhlichen Genusses, und einen Hausschlüssel, als Ermahnung an die Ehefrau und weltliche Verpflichtungen, hält, drapiert, beinhaltet das Wappen des Vereins  all seine Merkmale: gemeinsame Aktivitäten, Schaffung neuer Ideen, Vertretung gemeinsamer Interessen und Bezug auf den Vereinspatron: Albrecht Dürer, den die Malkästler als Zeichen ihrer Zugehörigkeit zur Stadt Düsseldorf mit der „Düsselnixe“ als Schutzgöttin des Vereins in einer Zeremonie vermählten. 

Mit Witz, Lebensfreude, Selbstironie und künstlerischem Talent vereint der Malkasten bis heute als ältester und traditionsreichster Verein Deutschlands die Eigenschaften, die ihm geholfen haben als Einer der wenigen Kunstvereine des 19.Jahrhunderts neben der Düsseldorfer Akademie zu bestehen.

Gründung

Friedrich Overbeck – Der Triumph der Religion in den Künsten

Carl Friedrich Lessing – Hussitenpredigt

Johann Peter Hasenclever – Arbeiter vor dem Magistrat

“In Meyers “Conversations-Lexikon für die gebildeteten Stände” heißt es 1851 unter dem Stichwort “Kunstvereine” ihr Zweck sei es, die Kunst von den Launen eines einzelnen Beschützers der Künste unabhängig zu machen, dadurch, dass die Künstler sich auf die Organisation einer breiten kunstverständigen Käuferschicht in den Kunstvereinen stützen und dadurch freier arbeiten können.”

 

Innerhalb der Kunstakademie kam es in den 1830er Jahren zu internen Auseinandersetzungen. Einer der ausschlaggebenden Punkte stellte das Gemälde “Hussitenpredigt” von Carl Friedrich Lessing dar. Einerseits von der Bevölkerung gut aufgenommen, fand es innerhalb der Akademie bei den Vertretern des spätromantisch-akademischen Kreises wenig Anklang. Wilhelm von Schadow, seit 1826 Leiter der Akademie, bezeichnete es als “protestantische Tendenzendmalerei”, da es sich durch die Darstellung des Reformators Jan Hus und der damit verbundenen politischen Aussage von den künstlerischen Vorstellungen des romantisch-nazarenischen Kreis um ihn selbst unterschied. Zugespitzt durch diese interne Polarisierung zwischen einem romantisch-akademischen Kreis um Wilhelm von Schadow und einem eher realistischen-außerakademischen Kreis um Carl Friedrich Lessing kam es zu weiteren Austritten junger Maler aus der Akademie. Johann Wilhelm Schirmer, Andreas und Oswald Achenbach, Adolph Schroedter und Johann Peter Hasenclever folgten dem Beispiel Carl Friedrich Lessings und traten aus der Akademie aus um sich für die freie Künstlerschaft und eine angemessene Vertretung bei der Beschickung von Ausstellungen einzusetzen. Angefangen in der Akademie setzte sich diese Auseinandersetzung nach den Austritten mehrerer Maler auch außerhalb der Akademie in den 1840er Jahren fort und gipfelte in dem sogenannten “Düsseldorfer Künstlerstreit”.

Am 6. August 1848 fand ein, vom Demokratischen Verein zu Düsseldorf organisiertes, Einheitsfest statt. Ein “allgemeines Verbrüderungsfest” zwischen Bürgern und Militär, das die Wahl des ersten parlamentarisch bestimmten deutschen Staatsoberhauptes, Erzherzog Johann von Österreich, würdigen und als Feier der vermeintlich wieder gewonnen deutschen Einheit dienen sollte. Ein Zusammenschluss von Künstlern beschloss anlässlich des Festes eine Statue der “Germania” nach Vorlage von Carl Ferdinand Sohn zu errichten. Ein kostümierter Fackelzug zur Statue und ein anschließendes geselliges Beisammensein sollten dazu gehören. Begeistert von dieser Zusammenarbeit wurde am gleichen Abend die Gründung des Künstlervereins Malkasten beschlossen. Zu den 112 Gründungsmitgliedern zählten hauptsächlich Maler, die an der Kunstakademie studierten oder ihre Ausbildung dort bereits abgeschlossen hatten. Emanuel Leutze, Carl Wilhelm Hübner, Johann Peter Hasenclever, Rudolf Jordan, Joseph Fay, Theodor Hildebrandt und August Weber können als erster Vorstand dazugezählt werden.

Wenige Tage nach der Gründung, fand am 11. August 1848 die erste Versammlung statt, auf der sowohl der Name als auch das Statut des Vereins festgelegt wurde. Nach einer geheimen Abstimmung, der Ballotage, konnte jeder Künstler Mitglied werden und konnte es mit 2 ½ Silbergroschen monatlich auch bleiben.

Die ersten Jahre

Johann Peter Hasenclever – Atelierszene

Johann Wilhelm Preyer – Südfrüchte mit Milchglasschlale in Muschelform

Eugen Dücker – Selbstporträt

Die ersten Jahre des Vereins waren auf der einen Seite geprägt durch alltägliche Zusammenkünfte und regelmäßige Veranstaltungen, wie Frühlingsfeste mit öffentlichem Kostümzug der Künstler, jährliche Maskenfeste zu Karneval und Aufführungen von lebenden Bildern, auf der anderen Seite aber auch durch Jahre der “Wanderschaft”.

Sein Ruf als Vereinigung von geselligen Treffen und intellektuellem Austausch eilte dem Malkasten voraus und so gehörte ihm schon zu Beginn des Bestehens “fast die ganze hiesige Künstlerschaft an”. Viele Mitglieder brauchen viel Platz und so stand schon ein Jahr nach der Gründung des Vereins der erste Umzug an. Anfangs noch eingemietet in den Saal des Gastronomen P. Prehl in der Düsseldorfer Altstadt, wurden die Räumlichkeiten 1849 zu klein und der Verein mietete sich bei Frau Dorn in der Löwenburg auf der Pempelforter Straße ein. Nun gab es nicht nur einen Versammlungsraum, sondern auch eine Kegelbahn, auf der die ausgelassenen Treffen stattfinden konnten. Mit diesem Umzug wurde es zur neuen Gewohnheit des Malkasten zweimal im Jahr seinen Sitz zu wechseln. Im Sommer traf man sich im sogenannten “Sommerlokal” im Freien und wechselte zum Jahresende wieder in angemietete Räumlichkeiten. Aber auch das regelmäßige Ausrichten von Veranstaltungen gehörte ab diesem Zeitpunkt zu einem der Merkmale des Vereins. Für Aufführungen im “Sommerlokal” des Malkasten wurde eine portable Bühne gebaut, sodass der Verein nicht an einen Ort gebunden war. In der kalten Jahreszeit jedoch fanden nun neben den Treffen in der angemieteten Lokalität auch Aufführungen im Geisler’schen Lokal am Flingerschen Steinweg – heute Schadowstraße – statt.

Ab 1850 bekam der Verein schlagartig mehr Zuwachs. Nun bestand auch die Möglichkeit für außerordentliche Mitglieder, die keine bildenden Künstler waren, wie zum Beispiel der Musiker Robert Schumann oder der Literat Anton Fahne, der Künstlervereinigung beizutreten. 
Mit stetig wachsender Mitgliederzahl häuften sich von nun an die Umzüge und so wechselte der Verein in den ersten Jahren des Öfteren die Räumlichkeiten. Von der Löwenburg, über die “Fußbahn” in der Kaiserstraße in das Lokal “von den Beck” in der Düsseldorfer Altstadt.

Da zu den Umzügen aus Platzmangel und Unzufriedenheit mit den Gastronomen und Vermietern noch die nach Jahreszeiten bedingten Wechsel der “Lokalitäten” dazu kamen, stellte der Verein am 11.12.1856 ein Gesuch an den Regierungspräsidenten von Massenbach zur Unterstützung des Erwerbs oder Baus eines ständigen Vereinshauses. Ein Jahr später kauften die Künstler Andreas Achenbach und Alfred von Sybel als Vertreter des Malkasten das Jacobische Grundstück in Düsseldorf, das als ehemaliger Wohnsitz des Philosophen Heinrich Jacobi als eines der wenigen großen künstlerisch gestalteten Gartenbesitztümer Düsseldorfs gilt.

Der eigene Vereinssitz: Jacobihaus und Garten

Eduard Daelen – Mittag im Malkastenpark

Wilhelm Schreuer – Heitere Runde im Malkasten

„Mit großen schwarzen Lettern stehen am Tor die einzigen Worte “Geschlossene Gesellschaft”. Das klingt nicht eben einladend, vielmehr fast klosterhaft abweisend und lässt schwerlich vermuten, dass hier alle Geister des Frohsinns und der Gastlichkeit sich ein recht wohnliches Heim gegründet haben. Ja wie oft schon stand dies Tor weit weit geöffnet wie ein Paar willkommen heißende Arme! Wie oft drängte es hinein unaufhaltsam, ein Strom von heiteren Gästen, wie oft wurden die Räume zu eng, um all die freudigen Festgenossen zu fassen, und dennoch oder auch eben deshalb herrschte überall jubelnde Gemütlichkeit.”

1860 findet der letzte Umzug des Malkasten bis heute statt. Mit dem Kauf des Jacobischen Grundstücks durch Andreas Achenbach und Alfred von Sybel 1857 bekommt der Verein einen eigenen Platz, an dem er seine geselligen Zusammentreffen feiern kann. 1867 wird schließlich das neu gebaute Vereinshaus eingeweiht.

Das gesamte Grundstück wird von einer hohen Mauer umschlossen. Um das repräsentative, zweigeschossige Gebäude zu betreten, muss man von der Straße durch ein Tor über die Vorfahrt gehen. 

Mit zahlreichen großen Räumen, eine Kegelbahn und Bar beinhaltend, bot das neue Vereinshaus viel Platz für die gesamte Mitgliedschaft und deren Feierei. Aber auch das Problem der portablen Bühne wurde durch einen extra eingerichteten Bühnen- und Zuschauerraum gelöst. Es konnten weiterhin die groß ausgerichteten Feste und Redouten stattfinden.  

Das “Sommerlokal” konnte nun ebenfalls auf das vereinseigene Grundstück verlegt werden. Ein alter Baumbestand, der Lauf der Düssel, ein großer Teich und eine großzügige Rasenfläche boten den Malkästlern in ihrem rund 30.000 qm großen Garten genügend Platz und eine abwechslungsreiche Kulisse für ihre ausgiebigen Feste und Aufführungen.

Malkasten-Redouten

Carl Gehrts – Entwurf für die Märchenhochzeit der Malkasten-Redoute

Max Hess – Entwurf Malkasten-Vorhang

„Sie waren mit dem ganzen Zauber der echten Romantik, mit dem frischen Duft sonniger Waldpoesie umwoben”

Im Juni 1851 fand eines der ersten Frühlingsfeste des Vereins statt und gipfelte nach einer ausschweifenden Feier in der Erstürmung der Fahnenburg. Grundidee dieses Festes war die Befreiung der auf der Fahnenburg gefangenen Prinzessin Waldmeister durch ihren Bräutigam Prinz Rebensaft und die folgende Hochzeit. Mit einem inszenierten Kriegszug zogen die Feiernden zur Burg und begannen einen hitzigen Kampf gegen den Ritter Durst um die Eroberung des Weinkellers und endeten nach einer erfolgreichen Schlacht in der Hochzeit der Prinzessin und des Prinzen.

Nach gleichem Vorbild feierten die Malkästler im Februar 1852 ein weiteres großes Maskenfest. Unter dem Titel “Aschenbrödels Hochzeit” fanden sich die Feiernden, in altdeutsche Trachten gekleidet, in einem mittelalterlich dekorierten Saal der Tonhalle zusammen und feierten die Vermählung von Aschenbrödel und ihrem Prinzen, der von Andreas Achenbach gespielt wurde.

Mit wechselnden Mottos, aufwendigen Kostümen, Bühnenprogrammen und ausschweifenden Feiern waren diese Feste charakteristisch für den Verein. Bei  themengebunden Aufführungen, die oft in einem abschließenden Festzug durch die Straßen der Umgebung oder des später vereinseigenen Garten gipfelten, wurden alle Teilnehmenden und Gäste durch “Kostümpflicht” mit ins Geschehen eingebunden.  

Dramatische Dichtungen, Märchen und aktuelle politische Ereignisse wurden auf amüsante und ironische Weise umgesetzt.

Dass die Ausführung der Feste nicht nur charakteristisch für den Malkasten war, sondern auch ein wichtiger Bestandteil des Vereinslebens, zeigt auch die spätere Einrichtung des Hauses. Neben zahlreichen Wandgemälden, von denen viele im Zweiten Weltkrieg zerstört wurden, zeigte vor allem der Vorhang der Malkastenbühne wie wichtig dem Verein die Verbindung zwischen Kunst, intellektuellem Austausch, Geselligkeit und feucht-fröhlichen Festen war.

Die Vorhänge von Max Hess, Carl Gehrts und Wilhelm Simmler zeigen trotz unterschiedlicher Ausführung der Motivik alle das Gleiche: ausgelassene Stimmung in Verbindung mit den verschiedenen Charakteristika der Vereinsmitglieder.

Mitglieder und Künstler aus aller Welt

Johann Wilhelm Schirmer – An der Alp

Carl Friedrich Lessing – Der Räuber und sein Kind

Rudolf Jordan – Fischerfamilie an der Küste

Obwohl es zwischen dem Malkasten und der Kunstakademie Differenzen gab, trat 1849 Wilhelm von Schadow dem Verein bei, um mit einem Freundschaftsbündnis die Wogen zu glätten und dem Verein trotz seines anfänglichen Rufes von “blutroten revolutionären Tendenzen” zu Anerkennung zu verhelfen. Nach der Aufnahme von Ferdinand Freiligrath, der auf Grund seiner politischen Aktivitäten ein umstrittener Künstler war, trat Wilhelm von Schadow und die Mitglieder aus seinem Umkreis wieder aus, wodurch es 1857 endgültig zu einem Bruch zwischen der Akademie und der Künstlervereinigung kam.

Dennoch hatten beide Einrichtungen ein gemeinsames Ziel: den Wunsch mit anderen Kunstschulen in Verbindung zu treten. 1858 wurde so die erste deutsch-nationale Künstlerversammlung abgehalten. Auch international riefen diese Zusammenkünfte ein großes Interesse hervor, sodass 1861 in Antwerpen eine ähnliche Versammlung abgehalten wurde.

Auch viele internationale Künstler, die wegen des Rufes der Düsseldorfer Malerschule oder auf Grund von Verwandschaftsbeziehungen an die Akademie kamen, traten dem Verein bei. Albert Bierstadt, Emanuel Leutze und Hans Fredrik Gude zählen zu den bekanntesten Vertretern.

Genauso vielfältig war auch die Auswahl der Mitglieder. Nachdem ab 1850 auch außerordentliche Mitglieder, die keiner bildenden Kunst nachgingen, beitreten durften. Kamen mit den Jahren auch immer mehr Mitglieder aus anderen beruflichen Sparten dazu, wie dem Abgeordneten der preußischen Nationalversammlung in Berlin Anton Bloem oder dem Landschaftsarchitekt Joseph Clemens Weyhe.

Die späteren Jahre

Max Clarenbach – Eistreiben am Rhein bei Wittlaer

August Deusser – Pferdeakt

Walter Ophey – Schwüler Sommertag

Edmund Massau – Am Schloss Jägerhof

Nach 1900 bildeten sich innerhalb der jüngeren Düsseldorfer Künstlerschaft andere Interessengebiete heraus, die sich an alternativeren “künstlerischen Reformbestrebungen und innovativen Impulsen” orientierten. So schlossen sich 1908 unter Max Clarenbach und August Deusser junge Düsseldorfer Maler, die sich bis auf Johann Wilhelm Schirmer vom Malkasten abwandten, unter dem Einfluss der neuen impressionistischen Strömung zum “Sonderbund” zusammen.

Obwohl weiterhin bis in die 1930er Jahre an den regelmäßigen Feiern des Vereins festgehalten wurde, spaltete sich die Einstellung der Künstler untereinander weiter. Auf der einen Seite vertrat der Malkasten mittlerweile eher traditionelle künstlerische Werte und nahm eine eher konservative, vaterländisch-kaisertreue Position ein, die sich zunehmend an der preußischen Verwaltungsaristokratie orientierte. Auf der anderen Seite standen die jüngeren Künstler Düsseldorfs, die sich schon vor dem Ersten Weltkrieg neu orientiert hatten und denen es besonders nach Rückkehr aus dem Krieg schwer viel wieder Anschluss im Verein zu finden.

“In Düsseldorf, der rheinischen Kunststadt, kreuzten sich nach dem Kriege die Wege vieler junger Künstler, die sich die Heimkehr ganz anders vorgestellt hatten. Im “Malkasten”, dem alten Künstlerverein, fühlten sie sich nicht wohl. Dort feierte man “die ruhmvolle Vergangenheit” der wilhelminischen Ära mit viel Alkohol, Sentimentalität und Militärmärschen.”

Auch mit Beginn der 1930er Jahre vollzog der Verein einen weiteren Wandel. Mit einem Streit unter den Mitgliedern über die Karnevalsdekoration der Redoute 1931 kam es zu Austritten von einem Fünftel der Künstler.

Die Karnevalsdekoration des Billardzimmers wurde in diesem Jahr auch von jüngeren Künstlern des Vereins gestaltet, die auch dem Kreis um Mutter Ey angehörten. Arthur Kaufmann, Ernst Schumacher-Salig, Jean-Paul Schmitz und Bruno Goller gestalteten Figuren unbekleideter Frauen und sich selbst karikierende Darstellungen. Bei den älteren Vereinsmitgliedern stieß die Nacktheit der Skulpturen auf Unmut, die Forderung nach Bekleidung kam auf und es wurde aus Gemüse dementsprechendes gebastelt. Trotz Bekleidung fanden die Figuren auch weiterhin keinen Zuspruch und wurden in einer “Nacht und Nebel Aktion” abgerissen. Diese Auseinandersetzung zog einen Streit der jüngeren Künstler und der Führung des Vereins mit sich. Nachdem sich auch die Presse eingeschaltet hatte, traten viele der Künstler aus dem Malkasten aus.

Da sich ab 1933 auch der Künstlerverein durch den Erlass des Reichsministeriums einer Gleichschaltung unterziehen musste, kam es 1945 zu einer Neustrukturierung des Malkasten: Er wurde zur Arbeitsgemeinschaft Malkasten. Im gleichen Zug bekam die Gemeinschaft auch wieder eine behördliche Anerkennung und unter Helmut Hentrich und Werner Heuser setzte sich die Künstlervereinigung für ein geselliges Künstlerleben und die Förderung kultureller Interessen zum Zweck des Malkasten ein.

Nun bestand, und besteht bis heute, die Hauptaufgabe der Vereinigung in ihren jährlichen Karnevalsredouten, monatlich wechselnden Ausstellungen und der Pflege und Erhalt des Jacobi-Hauses und Gartens.

Literatur:

  • Daelen, Eduard: Malkasten. 50jähriges Stiftungsfest. Aus der Geschichte des Künstlervereins “Malkasten”. Zur Jubelfeier seines fünfzigjährigen Bestehens. 1848-1898, August Bagel, Düsseldorf, 1898
  • Schroyen, Sabine/ Langbrandtner, Hans-Werner: Quellen zur Geschichte des Künstlervereins Malkasten – ein Zentrum bürgerlicher Kunst und Kultur in Düsseldorf seit 1848; in: Landschaftsverband Rheinland Archivberatungsstelle: Archivheft 24, Rheinland-Verlag-GmbH, Köln, 1992
  • Hundert Jahre Künstlerverein Malkasten Düsseldorf. 1848-1948, August Bagel, Düsseldorf, 1948
  • Schroyen, Sabine: Der Künstlerverein Malkasten; in: Baumgärtel, Bettina (Hg.): Die Düsseldorfer Malerschule und ihre internationale Ausstrahlung 1819-1918, Bd.1, Michael Imhof Verlag, Petersberg, 2011
  • Schroyen, Sabine: “A true brotherhood seems to reign among them” Der Künstlerverein Malkastenund seine internationalen Mitglieder; in: Baumgärtel, Bettina (Hg.): Die Düsseldorfer Malerschule und ihre internationale Ausstrahlung 1819-1918, Bd.1, Michael Imhof Verlag, Petersberg, 2011
  • Schroyen, Sabine: Bildquellen zur Geschichte des Künstlervereins Malkasten in Düsseldorf – Künstler und ihre Werke in den Sammlungen, Grupello Verlag, Düsseldorf, 2011
  • Gagel, Hanna: Die Düsseldorfer Malerschule in der politischen Situation des Vormärz und 1848, in: von Kalnein, Wend (Hg.): Die Düsseldorfer Malerschule, Verlag Philipp von Zabern, Mainz, 1979
  • Schroyen, Sabine: Das “Kaiserfest” des Künstlervereins Malkasten in Düsseldorf aus Anlass des besuches von Wilhelm I. am 6. September 1877; in: Kanz, Roland/Pickartz, Christiane (Hg.): Düsseldorfer Malerschule. Gründerzeit und beginnende Moderne, Michael Imhof Verlag, Petersberg, 2016