Günther Uecker
1930 Wendorf
Ohne Titel
Prägedruck auf handgeschöpftem Büttenpapier 59 x 59 cm
Prägedruck außerhalb der Auflage, wahrscheinlich Einzelstück
Persönliches Geschenk von Günther Uecker an den Fotografen Lothar Wolleh
Verkauft
Günther Uecker wuchs mit seiner Familie auf der Halbinsel Wustrow auf. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges und der Beanspruchung der Insel durch die Rote Armee zog die Familie nach Groß Schwansee. Dort besuchte er die örtliche Schule.
Mit Abschluss dieser machte er eine Ausbildung als Anstreicher und Schreiner, um anschließend bis 1953 Malerei in Wismar und an der Kunstakademie in Berlin zu studieren.
1951 nutzte Uecker die Weltjugendspiele in Ost-Berlin um nach West-Berlin zu fahren. Dort kam er durch dortige Ausstellungen das erste Mal mit abstrakter Kunst in Kontakt.
Nach dem Abschluss seines Studiums und den im gleichen Jahr folgenden Unruhen durch den Aufstand des 17. Juni verließ er die DDR und siedelte komplett nach West-Berlin über.
1955-57 setzte er sein Studium an der Kunstakademie in Düsseldorf unter Otto Pankok (1893-1966) fort.
Während dieser Zeit widmete er sich das erste Mal den, für ihn typischen und charakteristischen, Nagelbildern. Dreidimensionale, weiß bemalt Reliefs aus Nägeln, die durch ihre Wechselwirkungen von Licht und Schatten eine eigene Dynamik entwickeln.
Ab 1962 verwandelte er auch Alltagsgegenstände in „Nagelbilder“.
1961 trat er der Künstlergruppe ZERO bei, die von den Künstlern Heinz Mack (*1931) und Otto Piene (1928-2014) 1958 gegründet worden war. Sich selbst mehr als Strömung sehend, wollten sie eine neue Dimension der Kunst schaffen. Als Ort der Träume sollte ein Zustand des „Neubeginns“ entstehen. Durch Verbindung von Technik und Natur versuchten sie einen neuen Idealismus in der Kunst zu schaffen. Lichtvolle Monochromie, ein neues Bild der Kräfte der Natur und das was aus ihnen hervorgeht waren das Hauptmotiv ihrer Werke.
Durch diesen Zusammenschluss kam bei ihm immer mehr das Interesse an der kinetischen Lichtkunst auf. Gemeinsam mit Gerhard Richter (*1932) inszenierte er die Demonstration „Museen können bewohnbare Orte sein“, bei der die beiden Künstler den Museumsraum zu akustischen Räumen umgestalten wollten.
1970 war er gemeinsam mit Thomas Lenk (1933-2014), Mack und Georg Karl Pfahler (1926-2002) auf der Biennale in Venedig vertreten.
Im Jahr darauf hielt er sich für drei Jahre für Arbeiten in Südamerika, Afrika und Asien auf. 1984-85 unternahm er weitere Reisen nach Japan, Sibirien, China, Island und in die Mongolei.
Ab den 1980er Jahren begann er in seinen Werken neben der Verbindung von Technik und Natur auch Bezug auf politische Fragen zu nehmen. Nach der Katastrophe von Tschernobyl, zum Beispiel, erschuf er einen „Aschebild“-Zyklus, der auf die Ausmaße und den Umgang mit der Katastrophe hinweisen sollte.
1974-95 hatte er eine Dozentenstelle an der Kunstakademie in Düsseldorf inne. Dort zählten unter anderem Halina Jaworski (*1952), Klaus Schnitt (*1955) und Matthias Hintz (*1959) zu seinen Meisterschülern.
1999 bekam er den Auftrag für die Gestaltung des Andachtsraumes im neuen Reichstag in Berlin.
Da sich die Künstlergruppe ZERO 1966 schon wieder aufgelöst hatte, gründeten die drei Künstler gemeinsam mit der Stiftung museum kunst palast die ZERO-Foundation, mit der sie die ZERO-Bewegung erhalten, präsentieren, erforschen und fördern wollten.
Neben der Teilnahme an der Biennale bestückte er 1960 seine erste Einzelausstellung in der Galerie Schmela in Düsseldorf und nahm an den documenta-Ausstellungen in Kassel in den Jahren 1964, 1968 und 1977 teil. Zahlreiche weitere Ausstellungen folgten.
Auch erhielt er für sein Werk zahlreiche Auszeichnungen. Unter anderem 1964 den Förderpreis des Landes Nordrhein-Westfalen für Bildende Kunst, 1985 und 2001 den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland und 2015 den Staatspreis des Landes Nordrhein-Westfalen. Auch wurde im gleichen Jahr die Landesbibliothek Mecklenburg-Vorpommern in Landesbibliothek Mecklenburg-Vorpommern Günther Uecker umbenannt.
Das künstlerische Talent Ueckers lässt sich auch in seinem weiteren familiären Umfeld finden. Seine Schwester Rotraud (*1938), eigentlich Rotraud Klein-Moquay, war ebenfalls eine erfolgreich Künstlerin und mit Yves Klein (1928-1962) verheiratet.
Auch sein Prägedruck zeigt das Spiel mit Licht und Schatten. Ähnlich wie bei seinen Nagelbildern wird auch hier durch den Wechsel des Betrachterstandpunktes und den Lichteinfall ein immer wiederkehrendes neues Bild geschaffen. Eine Dynamik entsteht, die nicht vorhersehbar ist.