Gerhard Richter
1932 Köln
Victoria I.
Farboffset 80 x 60 cm (Blattgröße)
Handsigniert. Datiert 1986. Exemplar 84/150
Verkauft
In einer Größe von 6 x 4m fertigte Gerhard Richter 1986 zwei Ölgemälde im Auftrag der Viktoria-Versicherung in Düsseldorf für den Eingangsbereich deren Hauptverwaltung.
Durch mehrere Farbaufträge, Abkratzungen, „impulsive Gestik“ und Übermalungen erreichte er ein hohes Maß an Gegenstandslosigkeit.
Beide Gemälde wurden unter Richters Aufsicht in limitierter Auflage reproduziert und zu Ehren des Firmenjubiläums an Mitarbeiter verschenkt.
„Wir zeigen erstmalig in Deutschland Bilder, für die die Begriffe wie Pop-Art, Junk Culture, imperialistischer und Kapitalistischer Realismus, neue Gegenständlichkeit, Naturalismus, German Pop und einige ähnliche kennzeichnend sind:“ (Richter, 1963, Fox‘ Tönende Wochenschau)
In den 1960er Jahren stellte er gemeinsam mit Sigmar Polke (1941-2010), Konrad Lueg (1939-1996) und Manfred Kuttner (1937-2007) aus. Gemeinsam kreierten sie den Kapitalistischen Realismus.
Die offizielle Kunstdoktrin der damaligen sozialistischen Länder sollte ironisiert und die westliche Konsumgesellschaft kritisch reflektiert werden.
In dieser Zeit begann er erstmals Fotos als Vorlagen für Gemälde zu verwenden, indem er sie abmalend vergrößerte und sie so überhöhte. Verwischt wirkende Unschärfe, die den Realismus seiner Vorlagen verfremdete, zeichneten diese Werke aus.
Von diesen Arbeiten ausgehend kam er mehr und mehr zur Auseinandersetzung mit visuellen Phänomenen und Effekten, die nicht nur prägend in seinem Werk waren, sondern auch in dem nachfolgender Generationen.
„Viktoria I“ ist eine solche Arbeit, die durch ihre „impulsive Gestik“ und ihr Maß an Abstraktion verfremdet und gleichzeitig hoffnungsvoll wirkt. Scheinbare Lichtreflexe und übereinanderliegende Farbschichten erschaffen eine Bildtiefe, die in Bewegung ausläuft.
1952-56 studierte er an der Kunstakademie in Dresden, wo er die Klassen von Karl von Appen (1900-1981) und Heinz Lohmar (1900-1976) besuchte.
Im Anschluss absolvierte er seine Meisterjahre dort und nahm hauptsächlich Staatsaufträge der DDR an.
1961 floh er aus der DDR über West-Berlin nach Westdeutschland, um sich dort ein freieres Künstlerleben aufzubauen. Die meisten der Werke aus seiner Anfangszeit verbrannte er vor seiner Flucht und sah sie selbst nicht als prägend für sein weiteres Schaffen an.
Nach seiner Ankunft in West-Deutschland setzte er sein Studium an der Kunstakademie in Düsseldorf unter Ferdinand Macketanz (1902-1970) und Karl Otto Götz (1914-2017) fort. Polke, HA Schult (*1939), Kuno Gonschior (1933-2010), Franz Erhard Walther (*1939), Lueg und Gotthard Graubner (1930-2013) gehörten zu seinen Kommilitonen.