Mela Muter
1876 Warschau – 1967 Paris
Mela Muter, eigentlich Maria Melanie Mutermilch, stammte aus der jüdischen Kaufmannsfamilie Kingsland. Durch ihren Vater, der ein bedeutender Kunstmäzen war, kam sie schon früh mit der künstlerischen Welt in Kontakt.
1899 heiratete sie den Kunstkritiker Michael Mutermilch. Im gleich Jahr begann sie ihre malerische Ausbildung und besuchte die Zeichen- und Malschule von Milosz Kotarbinski (1854-1944) in Warschau. Ihre Ehe zu Mutermilch hielt nicht lange. Nachdem er sie kurz nach der Geburt des gemeinsamen Sohnes verlassen hatte, zog sie mit ihrem Kind 1901 nach Paris um.
Dank eines begeisterten Förderers konnte sie Kurse an der Académie de la Grande Chaumière und Académie Colarossi besuchen. Der Lebensumstand als alleinerziehende Mutter ließ es jedoch zeitlich nicht oft zu, sodass sie sich hauptsächlich autodidaktisch weiterbildete.
In dieser Zeit lernte sie Paul Cézanne (1839-1906), Paul Gauguin (1848-1903) und Vincent van Gogh (1853-1890) kennen. Durch sie wurde sie weiter zur Kunst motiviert. Neben diesen drei Künstlern pflegte sie engen Kontakt zur Pariser Kunstszene, vor allem zur École de Paris. Romain Rolland (1866-1944), Anatole France (1844-1924), Edgar Varèse (1883-1965) und Auguste Perret (1874-1954), der ihr Haus gestaltete, zählten dort zu ihren Freunden.
1912 erhielt sie ihre erste Einzelausstellung in der Galerie José Dalmau in Barcelona, wo sie sich zwischen 1911 und 1914 vermehrt aufhielt.
Im gleichen Jahr trat sie der Société nationale des Beaux-Arts bei. Über diese Mitgliedschaft konnte sie regelmäßig in den Pariser Salons ausstellen. Gleichzeitig wurde ihre Kunst, neben Spanien, auch in anderen europäischen Ländern ausgestellt, wie in der Tannhäuser Galerie in München und auf der Biennale in Venedig.
Durch ihre Werke bekam sie große Aufmerksamkeit. Neben Landschaftsmalereien fertigte sie vor allem Porträts von Mitgliedern der französischen Bourgeoisie, ihren Künstlerfreunden, Politikern, aber auch von armen, kranken und alten Menschen.
Ebenso häufig taucht das Motiv von Mutter und Kind auf, mit dem sie auf ihre eigene Situation anspielte.
1917-1920 lebte sie mit dem Sozialisten Raymond Lefebvre (1891-1920) zusammen, den Stalin später ermorden ließ.
Danach galt sie als die letzte Liebe von Rainer Maria Rilke (1875-1926), deren schriftliche Korrespondenz erhalten ist.
Nach dem Tod ihres Vaters trat sie zum Katholizismus über. Dennoch floh sie zu Beginn des Zweiten Weltkrieges und tauchte in Südfrankreich unter. Sie kehrte zwar 1946 nach Paris zurück, dort zog sie sich jedoch immer mehr zurück. Kurz vorher hatte ihr Sohn Selbstmord begangen und sie war durch einen Unfall gelähmt. Der Malerei widmete sie sich kaum noch. Sie verkaufte lediglich ihre Werke, um sich finanziell abzusichern, auch wenn sie ihre bescheidenen Lebensverhältnisse nicht änderte. Nach ihrem Tod vermachte sie ihr Vermögen und ihre Werke den SOS-Kinderdörfern.