Samuel Hirszenberg
1865 Łódź (Polen) – 1908 Jerusalem
Selbstportrait im Atelier
Öl / Holz 36 x 26 cm
Widmung. Datiert „H Birnbaum w dowód pamięci S. Hirszenberg 28-29 II. 1892“
Der polnische Maler Samuel Hirszenberg besuchte von 1876-80 die Handwerksschule in Łódź.
Im Anschluss begann er ein Studium an der Schule für Zeichnen und Malerei in Krakau unter Jan Matejko (1838-1893). 1883 machte er dort seinen Abschluss und wechselte an die Akademie der Bildenden Künste in München.
Dort studierte er unter Sándor Alexander von Wagner (1838-1919) bis 1887.
Während seines Studiums befreundete er sich mit Olga Boznanska (1865-1940) und Aleksander Sochaczewski (1843-1923).
Nach Abschluss seines Studiums besuchte er von 1889-1902 zusammen mit Maurycy Trebacz (1861-1941) als Stipendiat des Industriellen Izrael Poznanski die Académie Colarossi in Paris.
Auf der Weltausstellung 1889 erhielt er für seine Werke die Silbermedaille.
Einige Jahre später eröffnete er sein erstes Atelier in Łódź, was er bis 1902 unterhielt. Gleichzeitig organisierte er dort die jüdische Kunstszene.
1900/01 unternahm er eine Reise nach Italien. Dort malte er vor allem die Landschaft rund um Rom.
Drei Jahre nach seiner Rückkehr eröffnete er 1904 sein Atelier in Krakau. Auch dort versammelte er den ansässigen jüdischen Kunstkreis um sich.
1907/08 war er als Lehrer an der Bezalel School of Arts and Crafts in Jerusalem tätig.
Hirszenberg zählt zu den ersten polnisch-jüdischen Künstlern, die in ihren Werken jüdische Themen auf internationalen Kunstausstellungen zeigten.
Er beschäftigte sich in seinen Gemälden vor allem mit Genreszenen aus dem Milieu des Bürgertums, der Arbeiterklasse und dem jüdischen Lebens.
Seinen ersten großen Durchbruch erhielt er durch das Gemälde „Uriel Acosta und der junge Spinoza“ von 1887, das als verschollen gilt.
In seinen meist großformatigen, in realistischer Weise gestaltete Ölbilder zeigt er oft allegorisch jüdische Sujets. Vergleichbar mit Maurycy Gottlieb (1856-1879) reflektiert er häufig das jüdische Schicksal der Diaspora.
In der Zeit um die Jahrhundertwende wandte er sich mehr und mehr der Landschafts- und Portraitmalerei zu. Diese gestaltete er vermehrt in impressionistischer Malweise.
In der Spätphase seiner Werke wandte er sich mehr und mehr von de dramatischen Thematik seiner früheren Werke ab und malte bevorzugt spätimpressionistische Landschaften aus der Umgebung Jerusalems.
In seinem „Selbstportrait im Atelier“ zeigt sich der Maler während der Arbeit. Mit Farbpalette und Pinsel in der Hand steht er vor einem seinem Gemälde „Jüdischer Friedhof“ von 1892.
Dieses großformatige Gemälde, das sich in der Sammlung des Louvre befand, kann heute im Musée d’art et d’histoire du Judaïsme in Paris betrachtet werden.
Mitten im Schaffensprozess zeigt er sich selbst vor einem angedeuteten Werk.
Auch hier gibt er in realistischer Malweise seinen Schaffensprozess wieder und lässt erste impressionistische Tendenzen erkennen.
Jüdischer Friedhof, 1892, Musée d’art et d’histoire du Judaïsme