Adolf Fleischmann
1892 Eßlingen am Neckar – 1968 Stuttgart
Adolf Fleischmanns Werk fällt vor allem durch seine rhythmisch gruppierten Streifen auf, die sich in Winkeln und geometrischen Formen aneinander ordnen. In meist gedeckteren Farben, die nur zeitweise in eine kräftigere Farbgebung übergehen, entstehen so zahlreiche Formen und Blinkwinkel in einem Bild.
1908 begann er sein Studium an der Kunstgewerbeschule in Stuttgart. Drei Jahre später wechselt er an die dortige Königliche Kunstakademie, um die Klassen von Adolf Hölzel (1853-1934) und Robert Poetzelberger (1856-1930) zu besuchen. Nach seinem Abschluss arbeitete er kurze Zeit als Zeichner beim Städtischen Ausstellungsamt für Gesundheitspflege in Stuttgart, ebenso wie an den Werkstätten für graphische Kunst unter Paul Hahn bis er 1914 zum Kriegsdienst eingezogen wurde.
Im Folgejahr wurde er so schwer verwundet, dass er wieder aus dem Kriegsdienst entlassen wurde und nach Stuttgart zurückkehrte. Eine Stelle bei der Deutschen Verlags-Anstalt und das dortige Entwerfen von Buchumschlägen halfen ihm dabei sich seinen Lebensunterhalt zu finanzieren.
Seine Halbschwester Lotte Vogler vermittelte ihm 1917 eine Stelle als Zeichner und Moulageur am Kantonsspital in Zürich, an dem sie selbst als Moulageuse beschäftigt war. Nun fertigte er neben zeichnerischen Arbeiten auch Moulagen an, farbige, dreidimensionale, lebensgroße Abformungen von Körperteilen, die zur Demonstration von Krankheitsbildern dienten.
1921 stellte er das erste Mal seine Werke bei einer Ausstellung der Münchner Secession aus, bei der die Arbeiten von Franz Marc (1880-1916) den größten Eindruck auf ihn machten.
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 in Deutschland hielt sich Fleischmann hauptsächlich auf Mallorca und in Paris auf. Kurz vor Beginn des Zweiten Weltkrieges siedelte er vollständig nach Frankreich über, wo er sich der Gruppe l’Équipe anschloss. Künstler wie Robert Delaunay (1885-1941) und Albert Gleizes (1881-1953) lernte er so kennen.
Recht schnell musste er jedoch untertauchen und wechselte häufig seinen Wohnort. In dieser Zeit wurde er mehrfach interniert, unter anderem im Lager „Les Milles“ bei Aix-en-Provence, aus dem er 1940 fliehen konnte.
1944 kehrte er nach Paris zurück, wo er sein Atelier in völliger Verwüstung vorfand. Mit Hilfe von Freunden und Bekannten konnte er jedoch schnell wieder Fuß fassen und sich seiner Kunst widmen.
Seine nun entstehenden Kunstwerke begann er für einige Zeit mit einem Pseudonym zu unterzeichnen, um der starken Deutschfeindlichkeit nach Ende des Zweiten Weltkrieges aus dem Weg zu gehen. Dafür nutzte er seinen zweiten Vornamen Richard.
Da er in Amerika mit seinen Werken am meisten Zuspruch fand, wanderte er 1952 in die USA aus. Nun begann er nicht nur mit Formen in seinen Werken zu experimentieren, sondern auch mit den Materialien.
1965 musste er wegen eines Schlaganfalls nach Stuttgart zurückkehren, da dort die medizinische Versorgung eine Bessere war. Im Jahr darauf verhalf ihm eine Jubiläumsausstellung im Württembergischen Kunstverein zu seinem künstlerischen Durchbruch in Deutschland.