
Der Hirte
Markus Lüpertz
*1941 Reichenberg
Von der Presse zum „modernen Malerfürsten“ stilisiert, verbindet Markus Lüpertz Widersprüchliches in seiner Malerei. Der Weg aus der Abstraktion, in dem er Gegenständliches und Abstraktes miteinander verbindet, sind das Charakteristikum seiner Arbeiten.
„Man schaut in den Spiegel und prüft ein paar Dinge: In welcher Familie stecke ich drin, inwieweit bin ich von diesen Geschichten abhängig, bin ich abhängig von dem, was der Vater war, wurde ich geliebt oder nicht geliebt? Man registriert ein paar Verletzungen und auch das Glück, auch die guten Sachen. Und dann beschließt man, unabhängig zu sein, damit fängt es an. Man schließt einen Pakt mit sich selbst: Man will nicht mehr hässlich sein, man will nicht mehr dick sein, man will nicht mehr dumm sein, man will nicht mehr der Junge sein, der wenig Geld hatte. Man erfindet Vorteile selbst. So entschloss ich mich, ein schöner Mann zu sein und ein Genie. Ich trainierte meinen Körper und meinen Geist. Ich musste mir alles selbst erobern, die Entscheidungen eines freien Geistes.“ (Markus Lüpertz, Die Zeit, Nr. 26, 2006)
Seine erste Lehre absolvierte er als Maler von Weinflaschenetiketten, aus der er wegen mangelnden Talents wieder entlassen wurde. Im Anschluss begann er eine Ausbildung als Gebrauchsgrafiker. Aber auch die Lehre musste er abbrechen, da der Betrieb Insolvent ging.
1956 begann er daraufhin sein Studium an der Werkkunstschule Krefeld (heute Hochschule Niederrhein), wo er die Klasse von Laurens Goossens (1898-1979) besuchte. Während dieser Zeit verbrachte er ein Semester im Kloster Maria Laach. 1961 wechselte er an die Kunstakademie in Düsseldorf. Auf Grund von Konflikten, die laut Lüpertz in einem Interview von 2013 auf „physische Weise eskalierten“, exmatrikulierte er sich nach einem Semester wieder und war ab diesem Zeitpunkt als freischaffender Künstler in Düsseldorf tätig.
Ein Jahr später zog er nach Berlin um. 1964 tat er sich unter anderem mit Karl Horst Hödicke (1938-2024), Hans-Jürgen Diehl (*1940), Wolfgang Petrick (*1939) und Peter Sorge (1937-2000) zusammen, um die Sebsthilfegalerie Großgörschen 35 zu gründen. Gemeinsam versuchten sie sich mit der Spießbürgerlichen Idylle auseinander zu setzen und allgemeine politische Themen in ihren Werken überspitzt darzustellen.
1970 verbrachte er Dank des erhaltenen Villa-Romana-Preises und dem damit verbundenen Stipendium ein Jahr in Florenz. Weitere berufliche Erfolge bestanden in der Organisation der 1. Biennale in Berlin 1974 und seiner Berufung an die Staatliche Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe im gleichen Jahr. Ein Jahr bevor er seine Stelle dort aufgab, war er 1983 als Professor an der Sommerakademie in Salzburg tätig.
Drei Jahre später wurde er an die Kunstakademie in Düsseldorf berufen. Nach nur zwei Jahren übernahm er das Rektorat der Akademie, von dem er nach 20 Jahren durch Tony Cragg (*1949) abgelöst wurde.
Nachdem er in seinen wohlverdienten Ruhestand gegangen war, arbeitete er weiter als Dozent an der Akademie der Bildenden Künste an der Alten Spinnerei, einer privaten Kunstschule in Kolbermoor.
Neben seinen künstlerischen Tätigkeiten veröffentlichte er ab 1975 einige Gedichtbände. Außerdem betätigte er sich 2021 als Theaterregisseur für das Stück La Bohème am Staatstheater Meiningen. Kostüme und Bühnenbild wurden auch von ihm entworfen.
Er schuf zahlreiche malerische Arbeiten und Skulpturen, ebenso wie Entwürfe für Kirchenfenster, unter anderem für Saint-Cyr-et-Sainte-Juliette in Nevers und die Kölner Dominikaner Kirche St. Andreas.