Elfriede Lohse-Wächter. Selbstporträt IV im blauen Kittel. 1929. Aquarell. 58 x 46cm

Elfriede Lohse-Wächter – Selbstporträt IV im blauen Kittel (1929)

Elfriede Lohse-Wächter. Lissy. 1931. Aquarell

Lissy

Elfriede Lohse-Wächter. Selbstporträt. um 1930

Selbstporträt

Elfriede Lohse-Wächter. Blick über den Hafen. um 1929. Aquarell. 51 x 72cm

Blick über den Hafen

Elfriede Lohse-Wächter

1899 Dresden – 1940 Pirna

 

Elfriede Lohse-Wächter ist eine bedeutende Künstlerin der Neuen Sachlichkeit. Die trotz dem schicksalhaftem Verlauf ihres Lebens ihrer Kreativität künstlerisch Ausdruck verlieh. 

1915 begann sie trotz der Widerstände ihrer Eltern ein Studium an der Kunstgewerbeschule in Dresden. Zeitgleich besuchte sie ab 1916 die Mal- und Zeichenklasse an der Dresdner Kunstakademie.
Nach ihrem Abschluss verkehrte sie in den Kreisen der „Dresdner Sezession 1919“ um Otto Dix (1891-1969), Conrad Felixmüller (1897-1977) und Pol Cassel (1892-1945).
1921 heiratete sie den Opernsänger Kurt Lohse (1892-1958), der mit Dix befreundet war. 1925 zogen sie gemeinsam nach Hamburg. Dort trat sie dem von Ida Dehmel (1870-1942) gegründeten „Bund Hamburger Künstlerinnen“ bei.
Ein Jahr später trennte sich das Ehepaar, was Lohse-Wächter in ärmliche Verhältnisse trieb. Kurz darauf erlitt sie einen Nervenzusammenbruch und wurde in die Staatskrankenanstalt Hamburg-Friedrichsberg eingewiesen. Dort schuf sie die Porträt-Reihe „Friedrichsberger-Köpfe“ im Stil der Neuen Sachlichkeit, die das Leben und den Alltag in der psychiatrischen Klinik schilderten. 1929 wurde die Reihe in erfolgreichen Ausstellungsbeteiligungen und Einzelausstellungen von der Kunstkritik gelobt und machten sie zu einer lokal berühmten Künstlerin. Dennoch änderte sich nichts an ihrer finanziellen Situation.
Ab Beginn der 1930er Jahre nahmen ihre psychischen Probleme weiter zu, sodass sie zu ihren Eltern nach Dresden zurückkehrte. 1932 erlitt sie einen Rückfall und wurde in das Dresdner Stadtkrankenhaus und kurz darauf in die Landesanstalt Arnsdorf eingewiesen. Dort wurde Schizophrenie diagnostiziert. Trotz ihres Entlassungswunsches musste sie in der Klinik bleiben. Mit ihrer Situation und ihren Gefühlen dort setzte sie sich künstlerisch auseinander. Sie hielt ihr Leben und die Umgebung dort malerisch fest.
Auf Grund der Diagnose Schizophrenie fiel sie unter das „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“. Nach der Scheidung 1935 von Lohse wurde ein Sterilisationsverfahren gegen sie eröffnet. Die Unfruchtbarkeit war ein schwerer Schlag für sie. Sie begann sich noch mehr von ihren Angehörigen zu isolieren und stellte ihre künstlerische Arbeit ein. Da sich ihr Zustand nicht änderte, sondern viel mehr verschlimmerte, erhielt sie Mangelkost, die ihren Zustand noch weiter verschlimmerte. Arbeitsunfähig und chronisch krank fiel sie so in das Raster der 1940 einsetzenden zentralen Krankenmorde, bekannt unter dem Begriff „Aktion T4“, und wurde im Zuge dessen im gleichen Jahr in der Anstalt Pirna-Sonnenstein ermordet.
Nach dem Krieg geriet sie vorerst in Vergessenheit. Erst 1989 wurde ihr erneut öffentliche Anerkennung im Rahmen einer Ausstellung zuteil. 1994 wurde der „Förderkreis Elfriede Lohse-Wächter e.V.“ gegründet. Zwei Jahre darauf veröffentlichte Georg Reinhardt die Monografie „ Im Malstrom des Lebens versunken…-Elfriede Lohse-Wächter. 1899-1940. Leben und Werk“. Daraufhin folgten Rezeptionen und Ausstellungen deutschlandweit. Gedenktafeln und Straßennamenbenennungen folgten.
Heute bekommt ihr Werk die Aufmerksamkeit, die es verdient hat.