Künstler Biografie

Fritz Winter. Zweifaches Weiß

Zweifaches Weiß

Fritz Winter

1905 Altenbögge – 1976 Herrsching am Ammersee

Fritz Winter gilt als einer der Vorreiter der abstrakten Malerei in Deutschland.
Schon während seines Studiums am Bauhaus in Dessau distanzierte er sich von den grundlegenden Prinzipien der Schule. Für ihn stand die Malerei an erster Stelle, ganz nach dem Motto „L’Art pour l’Art“.
In seiner Malerei experimentierte er vor allem mit Form und Farbe. Mal gegenständlich und mal gelöster von der Form verband er häufig alte Muster seiner Werke.
Vor allem seine Serie „Triebkräfte der Erde“ von 1944, in der er sich mit der Natur und deren zerstörerischen und schöpferischen Kraft auseinandersetzte, gehört heute zu den Schlüsselwerken der Nachkriegskunst.

1919 begann er eine Ausbildung als Elektriker. Kurz darauf jedoch entdeckte er mehr und mehr die Malerei für sich. Ab 1924 verwendete er einen Großteil seiner Zeit darauf.
Auf Anraten seines Zeichenlehrers bewarb er sich 1927 am Bauhaus in Dessau und konnte im Wintersemester 1927/1928 sein Studium dort aufnehmen. Anfangs besuchte er die Klassen von Josef Albers (1888-1976) und Wassily Kandinsky (1866-1944). Wechselte jedoch schnell in die Kurse von Oskar Schlemmer (1888-1943) und Paul Klee (1879-1940).

1929 stellte er das erste Mal bei der Ausstellung „Junge Bauhausmaler“ in Halle a.d.Saale aus. Im gleichen Jahr verbachte er seine Ferien in Davs, wo er Ernst Ludwig Kirchner (1880-1938) besuchte. Ab diesem Zeitpunkt verband die beiden Künstler eine enge Freundschaft.
Über Kirchner lernte er in Davos den Bildhauer Naum Gabo (1890-1977) kennen, in dessen Atelier er 1930 für drei Monate arbeitete.

Nach seinem Abschluss im gleichen Jahr eröffnete er mit einigen Künstlerkollegen sein erstes Atelier „Studio Z“. 1933 verließ er dieses jedoch, um nach München zu ziehen.
Nach Machtübernahme der Nationalsozialisten in Deutschland konnte er anfangs noch seiner Malerei nachgehen. 1937 wurde sein Werk teilweise als „entartet“ eingestuft und vernichtet. Ihm selbst wurde ein Mal- und Ausstellungsverbot auferlegt.
Dennoch stellte er 1938 in der New Burlington Gallery in London aus. Eine Ausstellung, die sich gegen die Wanderausstellung „Entartete Kunst“ in Deutschland richtete.

1939 wurde Winter zum Kriegsdienst eingezogen. Während des Krieges versuchte er weiterhin künstlerisch tätig zu sein und fertigte in kleinen Skizzenbüchern „Feldskizzen“ an. Kurz vor Kriegsende wurde er schwer verwundet. Bei seinem Genesungsurlaub entstand das bereits erwähnte Schlüsselwerk der Nachkriegszeit.
1945 geriet der Künstler in russische Kriegsgefangenschaft. Erst nach vier Jahren konnte er nach München zurückkehren, wo er recht schnell zu den Gründungsmitgliedern der Künstlergruppe „ZEN 49“ zählte. Gemeinsam mit Willi Baumeister (1889-1955), Rolf Cavael (1898-1979), Gerhard Fietz (1910-1997), Rupprecht Geiger (1908-2009), Willy Hempel (1905-1985) und Brigitte Matschinsky-Denninghoff (1923-2011) wollten sie einen Neuanfang in der Kunst in Deutschland schaffen, sowohl stilistisch, als auch moralisch.

1953 erhielt er Gastdozentur an der Landeskunstschule in Hamburg.
Zwei Jahre später ging er dem Ruf an die Staatliche Hochschule für Bildende Künste in Kassel nach, wo er bis 1970 seine Professur innehatte. Im Jahr des Amtsantritts nahm er an der documenta I in Kassel teil. Ebenso wie an den beiden Folgenden in den Jahren 1959 und 1964.

In seiner Arbeit und seiner Kunst zog er sich ab Beginn der 1960er Jahre immer mehr zurück. 1974 vermachte er einen Großteil seiner Werke dem Galerieverein in München, der heutigen Fritz-Winter-Stiftung.