Georg Scholz. Selbstportrait vor Litfaßsäule. 1926. Öl / Leinwand.

Selbstportrait vor Litfaßsäule, 1926

Georg Scholz. Industriebauern. 1920

Industriebauern

Georg Scholz. Kriegerverein. 1922. Öl / Leinwand. 69 x 75cm

Kriegerverein

Georg Scholz 

1890 Wolfenbüttel – 1945 Waldkirch

Georg Scholz schrieb sich 1908 an der Landeskunstschule in Karlsruhe ein. Dort studierte er unter Carl Langhein (1872-1941), Ernst Schurth (1848-1910), Caspar Ritter (1861-1923), Ludwig Dill (1848-1940), Hans Thoma (1839-1924) und Wilhelm Trübner (1851-1917). Während dieser Zeit lernte er dort auch Karl Hubbuch (1891-1979), Willi Müller-Hufschmid (1890-1966) und Rudolf Schlichter (1890-1955) kennen.
1914-18 wurde er als Infanterist eingezogen. Während seines Einsatzes, den er wegen mehrerer Verletzungen hauptsächlich im Lazarett verbrachte, war er künstlerisch tätig. Seine Werke aus dieser Zeit sind frei vom pathetischen Gehabe der chauvinistischen Heimatpropaganda. Er zeigt wie er den Krieg erlebt hat und somit auch die sinnlose Grausamkeit, die damit einherging.
Nach Kriegsende ließ er sich mit seiner Familie in Grötzingen bei Karlsruhe nieder. Dort lebten  viele weitere Künstler, wie Müller-Hufschmid, Hubbuch, Wilhelm Schnarrenberger (1892-1966) und Wladimir von Zabotin (1884-1967). Gemeinsam traten sie als Gruppe Rhi in die Öffentlichkeit und forderten:

„Freiheit des Subjekts als Korrektiv gegenüber der mit labiler Ethik Geschäftsinteressen währenden Gesellschaftskunst. Freiheit und Selbstleben des einzelnen. Anerkennung der Phantasieformen, die dem Philister das Genießen gewähren. Freiheit in den Mitteln diese Ziele zu erreichen. Sie geht von ebenso festen Gesetzen und Wertvorstellungen aus, wie jede andere wahrhafte Kunst. Sie will die Konvention überwinden, das bedeutet Abgrenzen. Sie ist bestrebt die Ausdrucksformen der gesellschaftlichen, der vermeintlichen Kinder- und Krankenkunst, nach ihren Gesetzen anzuerkennen, nicht als rationale Bewusstseinsleistung, sondern als eigenem Gesetz unterworfener Ausdruck, zu dessen Erkennung und Wertschätzung das Organ freigelegt werden soll.“

191 trat er der Novembergruppe bei, der unter anderem Hans Brass (1885-1959), Oskar Fischer (1892-1955) und Oswald Herzog (1881-1946) angehörten.
1920 illustrierte er fünf Bücher, unter anderem Ausgaben von Robinson Crusoe, Don Quijote und Simplicissimus. Der Mannheimer Kunsthändler Dr. Tannenbaum entdeckt ihn. Scholz‘ erste sozialkritischen Werke entstehen. Unter anderem führte sein Werk „Industriebauern“ aus diesem Jahr zu einem Auftrag im Deutschen Reichstag. Über diesen Kontakt lernt er Otto Dix (1891-1969), George Grosz (1893-1959), Alexander Kanoldt (1881-1939), Georg Schrimpf (1889-1938) und Karl Hofer (1878-1955) kennen.
Wegen seiner sozialkritischen Betrachtung und Politisierung seiner Werke begann er sich mit der neu aufgekommenen Kunstrichtung des Futurismus auseinanderzusetzen. Gemeinsam mit den Futuristen hatte er sein bevorzugtes Thema: die Zeit. Scholz beschäftigt sich, nicht wie Giacomo Balla (1871-1958), einer der führenden Futuristen Italiens, mit der Zeit als bildgewordene Schnelligkeit, sondern als Bewegung in der Zeit. Neben Scholz entdeckten zeitgleich der Berliner Sturm-Kreis, die Künstlergruppe Das Junge Rheinland und die Kölner Progressiven diese Kunstrichtung für sich. Sie alle sahen in dieser Art der Kunst eine revolutionäre Kunst, die für die Abschaffung der Monarchie, den Kampf gegen den Klerikalismus und die politische Definition der Kunst stand.
1923 wurde er an die Badische Landeskunstschule berufen und zwei Jahre später zum Professor ernannt. 1926 übernahm er dort die Leitung der neu eingerichteten Naturzeichenklasse.
Neben seinen Buchillustrationen begann er in diesem Jahr an der Zeitschrift „Simplicissimus“ mitzuarbeiten. Nun lassen sich seine Werke vor allem dem Stil der Neuen Sachlichkeit zuordnen, mit der er seine schon anfängliche sozialkritische Tendenz weiter unterstreichen konnte.
1931 formuliert er erneut eine Forderung an die Kunst. Für ihn gehe es nun nicht mehr um die Form der Malerei, sondern um den Raum, der auf der Leinwand entwickelt werden muss. Um seine Forderung besser zu verstehen, verweist er auf Maler wie Rembrandt van Rijn (1606-1669), Edouard Manet (1832-1883), Henri Matisse (1869-1954) und André Derain (1880-1954).
Mit Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde er von seinen Ämtern beurlaubt und 1937 als „entartet“ eingestuft.
1934 besuchte er das erste Mal das Kloster Beuron an der Donau. Dort informierte er sich vor allem über das Leben im Kloster und studierte deren Literatur über italienische und indische Freskomalerei. Dabei blieb er in ständigem Austausch mit seinem Schüler und Freund Manfred A. Schmid (1911-2009), mit dem er 1936 die Kirche St. Urban in Freiburg-Herden ausmalte.
1940 nahm er hauptsächlich nur noch Porträtaufträge an um sich finanziell über Wasser zu halten.
Nach Kriegsende wurde er als Bürgermeister von Waldkirch eingesetzt. Besetzte dieses Amt jedoch nicht lange, da er im gleichen Jahr verstarb.