Ida Kerkovius. Ohne Titel. Pastellkreide. 20 x 30cm

Ohne Titel

Ida Kerkovius. Venedig. Farbstift. 20 x 24cm

Venedig

Ida Kerkovius

1879 Riga – 1970 Stuttgart

Die Malerin Ida Kerkovius, die als Kind wohlhabender Gutsbesitzer aufwuchs, machte 1899 ihren Abschluss an der privaten Jung-Stillingschen Mal- und Zeichenschule in Riga.
Bei einer Ausstellung des Rigaer Kunstsalons entdeckt sie die Arbeiten von Martha Hellmann, einer Schülerin von Adolf Hölzel (1853-1934), die ihr Interesse an seinen Arbeiten weckt.
Im Jahr darauf unternahm sie eine Studienreise über Venedig und Florenz nach Rom. Bei ihrer Rückreise über Wien nach Dachau setzt sie in der dortigen Künstlerkolonie ihre Ausbildung für fünf Monate als Schülerin von Hölzel fort.
Auf Wunsch ihrer Eltern kehrte sie nach Riga zurück.
1908-11 nahm sie ihre künstlerische Ausbildung in der privaten Malschule von Adolf Mayer in Berlin auf. Anschließend zog sie nach Stuttgart, um dort ihr Studium an der Akademie der bildenden Künste unter Hölzel fortzusetzen und als Meisterschülerin und Assistenten desselben abzuschließen. In dieser Position erhielt sie ihr eigenes Atelier an der Akademie.
Ab 1911 unterrichtete sie Privatschüler, die noch nicht an der Akademie zugelassen wurden, unter anderem auch Johannes Itten (1888-1967).
1914 musste sie gezwungener Maßen ihr Atelier aufgeben, da sie auf Grund des beginnenden Krieges und ihrer russischen Staatsangehörigkeit das Meisteratelier und die Lehrbefugnis verlor.
Während der Kriegsjahre nahm die spätere Kunsthändlerin Hanna Bekker vom Rath (1893-1983) Zeichenunterricht bei ihr. Eine lange Freundschaft sollte die beiden verbinden, sodass während des Dritten Reiches die Kunsthändlerin zu ihrer hauptsächlichen Sammlerin und Mäzenin wurde.
1916 nahm sie an der Ausstellung „Hölzel und sein Kreis“ in Freiburg gemeinsam mit Künstlern wie Willi Baumeister (1889-1955), Oskar Schlemmer (1888-1943) und Itten teil.
Nach Kriegsende wurde sie von 1920-23 als Schülerin am Staatlichen Bauhaus in Weimar aufgenommen. Dort nahm sie Unterricht bei Itten, Wassily Kandinsky (1866-1944) und Paul Klee (1879-1940). Auch erlernte sie die Kunst des Webens in der Klasse von Gunta Stölzl (1897-1983).
Nach ihrem Abschluss nahm sie 1923 an der Bauhausausstellung teil.
1930 erhielt sie durch den Württembergischen Kunstverein in Stuttgart ihre erste große Einzelausstellung.
1931/32 unternahm sie eine Studienreise durch Lettland, die Schweiz und Italien. 1934-39 reiste sie mehrfach nach Norwegen und Bulgarien.
1937 wurde sie als „entartet“ eingestuft.
Bis 1944 galt ihr Atelier als Treffpunkt der Stuttgarter Kunstszene. Dann wurde es durch einen Bombenangriff zerstört und somit auch der Großteil ihrer Arbeit. Ihr Œuvre vor 1945 ist nur noch lückenhaft erhalten.
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges bekam sie durch den befreundeten Stuttgarter Geschäftsmann, Sammler und späterem Gründer der Galerie Maercklin Erich Schurr (1906-1989) ein „Behelfsheim“ auf seinem Grundstück. In den 1950er Jahren errichtete sie dort ein eigenes kleines Haus.
1948 bestückte sie zwei wichtige Einzelausstellungen, für die sie auf Grund der positiven Resonanz zahlreiche Ehrungen und Preise erhielt.
1950 trat sie dem deutschen Künstlerbund bei und erhielt 1954 das Bundesverdienstkreuz für ihre Arbeit.
1962 wurde sie schließlich Ehrenmitglied der Akademie der Bildenden Künsten Stuttgart und der Künstlergilde Esslingen.
Neben Baumeister, Erich Heckel (1883-1970) und Otto Dix (1891-1969) zählte sie zu den Gründungsmitgliedern, dem „Rat der Zehn“ des Künstlerbundes Baden-Württembergs.
Zum Ende ihrer Schaffensphase erhielt sie außerdem noch Aufträge für den Entwurf von Glasfenstern, unter anderem im Stuttgarter Rathaus 1955.
Neben öffentlichen Ausstellungen und Aufträgen arbeitete sie jahrelang eng mit angesehen privaten Galerien in München (Günther Franke), Düsseldorf (Alex Völmel), Frankfurt (Hanna Bekker vom Rath) und Stuttgart (Maercklin) zusammen.
Ihr Werk lässt sich nur schwer einer Stilrichtung zuordnen. Elemente aus dem Expressionismus, Konstruktivismus und Kubismus lassen sich finden. Anfangs noch stark von Hölzel geprägt, findet sie schnell ihren eigenen Stil, der durch eine von jeder Gegenstandswirklichkeit gelösten Farbigkeit geprägt wird.