Jeanne Mammen. Langweilige Puppen. um 1929. Aquarell, Bleistift / Karton. 38,4 x 28,6cm

Langweilige Puppen

Jeanne Mammen. An der Schießbude. 1927. Aquarell. 44,5 x 36,5cm

An der Schießbude

Jeanne Mammen

1890 Berlin – 1976 ebenda

Die Künstlerin Jeanne Mammen gehört mit ihren Bildern Berlins in den 1920er Jahren zu den bekanntesten Malerinnen dieser Zeit. 

Als Gertrude Johanna Louise Mammen in Berlin geboren wuchs sie in Paris auf. Schon früh wurde ihr Interesse an der Kunst geweckt. Nach Abschluss der Schule begann sie gemeinsam mit ihrer Schwester Marie Luise Mammen, genannt „Mimi“, (1888-1956) ein Studium für Malerei und Grafik in Paris, Brüssel und Rom.

Mimi wurde, ihrer Schwester gleich, ebenfalls künstlerisch tätig und arbeitete als Illustratorin für zahlreiche Zeitschriften, wie „Die Dame“ und „Lustige Blätter“. Auch stellte sie in der Großen Berliner Kunstausstellung aus und emigrierte im Gegensatz zu ihrer Schwester Jeanne 1936 nach Teheran. In ihren Werken suchte sie nach neuen Lebensweisen abseits vorherrschender Konventionen und hinterfragte die Gesellschaft der Zwanziger Jahre. Heute ist leider nur noch wenig über ihr Werk bekannt. 

Während des Ersten Weltkrieges wurde die Familie Mammen als „feindliche Ausländer“ enteignet und mussten aus Frankreich fliehen. Sie kehrten nach Berlin zurück.
In den 1920er Jahren bezog sie gemeinsam mit ihrer Schwester ein Wohnatelier. Bei nächtlichen Streifzügen „studierte“ sie zwielichtige Orte der Großstadt, wie Cafés, Clubs, Tanz- und Travestie-Etablissements und Kneipen.
Als „Bildberichterstatterin“ der 1920er Jahre skizzierte sie das Bild der „neuen Frau“, das geprägt war von jeglichen Freiheiten der persönlichen Ausprägung.
Vor 1933 konnte sie ihren Höhepunkt des Erfolgs verzeichnen. Vom Publikum hochgeschätzt bestückte sie 1930 ihre erste Einzelausstellung in der Galerie Gurlitt in Berlin. Im Anschluss reiste sie gemeinsam mit Hans Uhlmann (1900-1975) nach Moskau, wo sie die politischen Ideen des Sozialismus kennen lernte.
Mit der Machtübernahme Hitlers verlor sie ihre Existenzgrundlage. Die meisten der Zeitschriften, für die sie arbeitete wurden eingestellt und denen, die sich gleichschalten ließen, kündigte sie. Sie wandte sich demonstrativ vom Regime ab und wurde schließlich als „entartet“ eingestuft, was für sie das Karriereaus bedeutete. Vorerst arbeitete sie im Verborgenem.
Wegen Materialknappheit begann sie nach Kriegsende mit verschiedenen Materialien zu experimentieren und begann sich für Skulpturen und Plastik zu interessieren. Aus Gips, ungebranntem Ton, Bronze und Wellpappe schuf sie nach dem Vorbild von Pablo Picasso (1881-1973), Henry Moore (1898-1986), Anton Pevsner (1884-1962), Nikolaus Pevsner (1902-1983), Karl Hartung (1908-1967) und Hans Uhlmann (1900-1975) meist Kopfplastiken. Heute sind diese nur selten im Kunsthandel zu finden.
1946/47 in der Galerie Gerd Rosen in Berlin und 1948 in der Galerie Franz in Berlin. Auch begann sie wieder für verschiedene Zeitschriften zu arbeiten. 1949/50 entwarf sie die Bühnenbilder und Kostüme für das dadaistische Kabarett „Die Badewanne“ und „Quallenpeitsche“. Ihre Arbeit jedoch war nicht mehr für die Öffentlichkeit gedacht, sondern war nur für den Bekanntenkreis sichtbar. Für sich selbst setzte sie sich in ihrem Werk kritisch mit dem aktuellen Zeitgeschehen auseinander.
Mit der Wiederentdeckung der Werke der Weimarer Republik erfuhr sie durch Ausstellung der Werke in den 1970er Jahren eine erneute Würdigung.
Jeanne Mammen geriet mit ihrer Arbeit nach ihrem beruflichen Höhepunkt in den 1920er/1930er Jahren jedoch vorwiegend in Vergessenheit. In den 1990er Jahren wurden ihre Werke, auch auf Grund der Gründung der Jeanne-Mammen-Gesellschaft e.V. durch Hans Laabs (1915-2004), wiederentdeckt. Besonders in feministischen Kreisen erfreuten sie sich großer Beliebtheit und wurden häufig rezipiert.