Julie Wolfthorn. Titelblatt der Zeitschrift Die weite Welt, Februar 1902

Julie Wolfthorn, 1902

Julie Wolfthorn. Bildnisstudie blauer Hut, Öl auf Leinwand, o. J., 63 x 51 cm

Bildnisstudie blauer Hut

Julie Wolfthorn. Der Frühlingsbote. Aus der Zeitschrift 'Der Junggeselle', Nr. 22, 1924

Der Frühlingsbote

Julie Wolfthorn. Vier Mädchen auf dem Waldboden, um 1907. Öl auf Pappe, 32,5 x 42,5 cm

Vier Mädchen auf dem Waldboden

Julie Wolfthorn

1864 Tonin – 1944 Theresienstadt

„Vergessen Sie uns nicht“ schrieb Julie Wolfthorn auf eine Postkarte an einen Freund kurz bevor sie gemeinsam mit ihrer Schwester 1942 nach Theresienstadt deportiert wurde.
Als Opfer der Shoa galt bis auf wenige Werke in Depots deutscher Museen ihr gesamtes Werk als verschollen und wurde erst Anfang der 2000er Jahre wiederentdeckt.

1864 wurde sie unter dem Namen Julie Wolff geboren. Mit 6 Jahren wurde sie gemeinsam mit ihren Geschwistern Waise und wuchs bei Verwandten auf. Ab 1890 begann sie ihr Studium der Malerei und Grafik in Berlin. Zwei Jahre später zog sie für ein Jahr nach Paris, um dort an der Académie Colarossi bei Gustave Courtois (1852-1923) und Edmond Aman-Jean (1858-1936) zu studieren. Kommilitoninnen waren unter anderem Ida Gerhardi (1862-1927) und Jelka Rosen (1868-1935). Nach diesem Auslandsaufenthalt kehrte sie nach Berlin zurück. 1895 besuchte sie die Zeichenschule für Damen, die von Curt Herrmann (1854-1929) geleitet wurde. Neben ihrem Studium verbrachte sie ihre Sommer in verschiedenen Künstlerkolonien, unter anderem in der Kolonie in Worpswede. Der Funke sprang jedoch in keiner der Kolonien über, sodass sie jedes Mal nach Berlin zurückkehrte. Sie engagierte sich in der Kunstpolitik. 1898 gründete sie neben drei anderen Künstlerinnen die Berliner Secession, bei der sie bis 1913 regelmäßig ausstellte. Regelmäßige Aufträge, die aus Illustrationen und Gestaltung der Titelblätter bestanden, für das Jugendstil-Magazin „Jugend“ finanzierten ihren Unterhalt. Für Frauen war diese Arbeit jedoch eine Seltenheit.
Für das Recht der Frauen, insbesondere für die Weiterbildung von Künstlerinnen, setzte sie sich ebenso ein. Mit 200 weiteren Künstlerinnen unterzeichnete sie eine Petition mit der Forderung zur Zulassung von Frauen an die Preußische Akademie der Künste, die jedoch durch den Akademiedirektor Anton von Werner (1843-1915) abgelehnt wurde.
1906 gründete sie gemeinsam mit Käthe Kollwitz (1867-1945) die Ausstellungsgemeinschaft „Verbindung Bildender Künstlerinnen“. Gemeinsam wurden sie sechs Jahre später in den Vorstand der Secession gewählt. Genauso auch im 1913 gegründeten Frauenkunstverband.
Mit Machtantritt der Nationalsozialisten 1933 wurde sie als Jüdin aus den Vorständen ausgeschlossen. Sie blieb dennoch in Berlin und arbeitete im Kulturbund Deutscher Juden. Im Oktober 1942 wurde sie mit dem 68. „Alterstransport“ nach Theresienstadt deportiert. Zwei Jahre überlebte sie dort bis sie im Lager verstarb.

Wolfthorn ist vor allem für ihre Porträtmalerei bekannt. Unter anderem Ida Dehmel (1870-1942), Richard Dehmel (1863-1920), Hedda Eulenberg (1876-1960), Gerhart Hauptmann (1862-1942), Gabriele Reuter (1859-1941) und Gustav Landauer (1870-1919) gehörten zu den Poträtierten.
Sie ist neben Dora Hinz und Kollwitz eine bekannte Künstlerin des beginnenden 20. Jahrhunderts in Deutschland.