Maria von Heider-Schweinitz
1894 Darmstadt – 1974 Frankfurt a.M.
1894 als Johanna Maria Lina Gräfin von Schweinitz und Krain, Freiin von Kauder geboren, entstammte sie einem eher traditionellen und konservativen Umfeld. Ganz anders als ihre Kunst, die in ihrer expressiven Manier und der Orientierung an zeitgenössischer moderner Kunst die Ketten der Tradition sprengt.
Als Frau durch geschlechterspezifische Rahmenbedingungen der Zeit quasi doppelt in ihrer Generation „verschollen“, konnte sie dennoch in der Rezeption ihres Werkes einen Durchbruch für weibliche Künstlerinnen der Moderne schaffen.
Vermutlich erhielt sie 1911 ihren ersten künstlerischen Unterricht bei George Mosson (1851-1933), der als Mitbegründer der Berliner Secession 1898 eine eher antiakademische Malerei vertrat.
Auf Grund ihrer Hochzeit 1915, ihrem Umzug nach Frankfurt am Main 1918 und der Geburt ihrer drei Kinder widmete sie sich erst Mitte der 1920er Jahre wieder der Kunst und besuchte einen Bildhauerkurs an der Frankfurter Städelschule.
Mitte der 1930er Jahre, in der Zeit der Machtergreifung der Nationalsozialisten, die jegliche künstlerische, individuelle Auslebung unterbunden haben, begann sie sich wieder der Malerei zu widmen und mehr und mehr dem expressionistischen Stil zu folgen. Jedoch durch die politisch auferlegten Einschränkungen nur im Privaten. Lediglich der Austausch mit gleichgesinnten, befreundeten Künstlern, wie Gerhard Marcks (1889-1981), Richard Scheibe (1879-1964) oder Karl Schmidt-Rottluff (1884-1976), konnten zur künstlerischen Weiterentwicklung beitragen.
1946 begann sie erstmals ihre Werke öffentlich auszustellen. 1949 folgte ihre erste Einzelausstellung im Frankfurter Kunstkabinett Hanna Bekker vom Rath (1893-1983). Trotz positiven Reaktionen auf ihre Kunst erhielt sie zu ihrer Zeit nie die Anerkennung, die sie unter anderen zeitlichen und gesellschaftlichen Voraussetzungen erhalten hätte.
In all ihren Arbeiten hob sie sich farblich vom Naturvorbild ab und konzentrierte sich vielmehr auf den Ausdruck. Vor und nach den Kriegsjahren ist eine zunehmende Verdunklung ihrer Farbpalette nach dem Vorbild eines Max Beckmann (1884-1950) ebenso zu erkennen wie eine leuchtend-bunte Farbigkeit, die sich an den Werken von Schmidt-Rottluff orientiert. Der Stilpluralismus des 20. Jahrhunderts durchzieht ihr gesamtes Werk und ist neben der subjektiven Wahrnehmung und Reflexion ein Charakteristikum ihrer Arbeit.
Ein besonderer Schwerpunkt ihres Oeuvres bilden Porträts, insbesondere von Frauen, die in den meisten Fällen als Halbfiguren dargestellt sind.
Vor allem ein bestimmter Typ Frau ist zu erkennen. Schmales Gesicht, halblange Haare und eine ernste und würdevolle, statische Gesamtwirkung sind ihre Merkmale. Genauso auch ein meist verschlossener und abweisender Gesichtsausdruck. Die Augen dieser Frauen liegen im Schatten und sind kaum zu erkennen, sodass die Gesichter einer Maske gleichen.
Revolutionär und gleichzeitig der Moderne ihrer Zeit folgend, hat Heider-Schweinitz ein besonderes Oeuvre mit ihren Werken geschaffen.