Marianne von Werefkin
1860 Tula – 1938 Ascona
1860 als Tochter eines Generals in der Nähe von Moskau geboren, verbrachte sie ihre Kindheit hauptsächlich in den Amtssitzen ihres Vaters. 1886 wurde der Vater als Kommandant an die Peter-und-Paul-Festung nach St. Petersburg versetzt. Die nächsten zehn Jahre unterrichtete sie Ilja Repin (1844-1930) als Privatschülerin, was eine überaus prägende Zeit für die Künstlerin darstellte. Vor allem der Kontakt zur Künstlerkolonie von Abramzewo stand als Inspiration für ihre Malerei. 1843 durch den Schriftsteller Sergei Aksakow auf seinem Gut in Abramzewo gegründet, bildeten die Künstler der Kolonie den Gegenpol zur St. Petersburger Akademie.
1892 lernte sie ebenfalls über ihren Lehrer Repin Alexej Jawlensky (1864-1941) kennen, mit dem sie 1896 gemeinsam nach München zog. Dort angekommen, gab sie ihre Malerei zunächst auf und widmete sich der Kunsttheorie, um dort ihren Partner, der die Malschule von Anton Ažbe (1862-1905) besuchte, in seinem Talent zu fördern.
Bei einer gemeinsamen Reise 1905/06 durch Südfrankreich und nach Paris fasste sie, nachdem sie dort aktuelle Kunst kennen lernte, den Entschluss ihre Malerei wieder aufzunehmen. Die naturalistischen Gemälde ihrer russischen Schaffenszeit warf sie über Board und ließ sich ganz von den Einflüssen des Expressionismus und des Symbolismus eines Edvard Munch (1863-1944) und Ferdinand Hodler (1853-1918) beeinflussen. Eine intensive Farb- und Formensprache, die die menschliche Gefühlssituation aufzeigt, wurde zu ihrem Markenzeichen.
1908 reisten Werefkin und Jawlensky gemeinsam mit Wassily Kandinsky (1866-1944) und Gabriele Münter (1877-1962) nach Murnau, wo sie gemeinsam künstlerisch tätig waren. Während dieser Zeit gründeten sie 1909 die „Neue Künstlervereinigung München“ (NKVM). Sie galt als direkter Vorgänger des „Blauen Reiter“ und stand mit ihrer Kunst als Gegenpol zum konservativen, akademischen Kunststil. Zwei Jahre nach der Gründung trat sie wieder aus der NKVM aus, sodass sie trotz Präsenz auf den Ausstellungen des „Blauen Reiter“ nicht zu deren Künstlervereinigung gehörte.
Nach Beginn des Ersten Weltkrieges musste sie gemeinsam mit Jawlensky, Helene Nesnakomoff, Haushälterin des Paares, und deren gemeinsamen Sohn aus Deutschland fliehen. Zunächst ließen sie sich am Genfer See nieder. 1917 zogen sie weiter nach München, um sich 1918 endgültig in Ascona niederzulassen.
Auf Grund von zahlreichen Affären Jawlenskys, unter anderem mit der eigenen Haushälterin, mit der er so das gemeinsame Kind entstand, trennte sich das Künstlerpaar 1921 endgültig.
Werefkin blieb in Ascona bis zu ihrem Tod wohnen. Nach Verlust der zaristischen Pension durch die russische Oktoberrevolution 1917 hielt sie sich durch künstlerische Aufträge, Malen von Plakaten und Bildpostkarten und Artikeln für Zeitungen, wie die „Neue Züricher Zeitungen“, über Wasser.
Als Pionierin des Expressionismus in Deutschland trieb sie diesen Ausdruck der Malerei voran und prägte nachfolgende Generationen.