Max Pechstein. Badegäste. 1910

Badegäste

Max Pechstein. Zwei stehende Akte. 1920. Lithografie

Zwei stehende Akte

Max Pechstein

1881 Zwickau – 1955 Berlin

Max Pechstein zählt zu den bedeutendsten Vertretern des deutschen Expressionismus und wird meist mit der Künstlergruppe „Die Brücke“ in Verbindung gebracht, der ebenfalls Erich Heckel (1883-1970), Ernst Ludwig Kirchner (1880-1938), Fritz Bleyl (1880-1966) und Karl Schmidt-Rottluff (1884-1976) angehörten. 

1896-1900 machte Pechstein eine Ausbildung zum Dekorationsmaler. Im Anschluss schrieb er sich an der Kunstgewerbeschule in Dresden ein, wo er die Klasse von Wilhelm Kreis (1873-1955) besuchte. 1903 wechselte er an die Akademie der Bildenden Künste in Dresden und wurde Meisterschüler von Otto Gußmann (1869-1926), von dem er auch ein eigenes Atelier an der Akademie erhielt.
Nach seinem Abschluss trat er durch Kontakt zu Heckel und Kirchner der Künstlergruppe „Die Brücke“ bei.

Gemeinsam wollten sie eine Gegenposition zu der traditionellen Malerei und akademische Tradition schaffen. Besonders charakteristisch für diese Gruppe war ihr kollektiver Malstil, der sich in Motivwahl und Malweise stark ähnelte, genauso wie ihre gemeinsamen Ausstellungen. Primitive, auf das wesentliche reduzierte Formen, die sich teilweise zu deformierten Körpern in perspektivisch aufgelösten Räumen zusammensetzten und eine von der Lokalfarbigkeit losgelöste Farbgebung, die sich meist im Auftrag von Komplementärfarben äußerte, waren typisch für ihren Stil.

1907 reiste Pechstein nach Italien und Frankreich, wo er von den Werken eines Paul Cézanne (1839-1906), Paul Gauguin (1848-1903) und Henri Matisse (1869-1954) inspiriert wurde. Auch kam er in Kontakt mit der Gruppe der Fauvisten und konnte so Kees van Dongen (1877-1968) als Mitglied für „Die Brücke“ gewinnen.
Nach seiner Rückkehr siedelte er nach Berlin über. Auch begannen mit seinem Umzug seine sommerlichen Aufenthalte in der Künstlerkolonie in Nidden, durch die er den Ort prägen sollte.

Durch die Maler Heinrich Krüger (1863-1901), Ernst Bischoff-Culm (1870-1917) und Eduard Anderson (1873-1947) wurde Nidden zu einer der bedeutendsten Künstlerkolonien Ostpreußens. Im dortigen Gasthof von Hermann Blode (1862–1934), das zum Zentrum der Kolonie werden sollte, trafen sich die Künstler zum Austausch und gemütlichen Beisammensein. Mit dem Zulauf expressionistischer Künstler, wie Pechstein und Schmidt-Rottluff, kamen weitere bedeutende Künstler in das Dorf. Unter anderem Arthur Degener (1888-1972), Karl Eulenstein (1892-1981) und Alfred Teichmann (1903-1980). Andere Maler, wie Carl Knauf (1893-1944) und Richard Birnstengel (1881-1968), ließen sich sogar dort nieder. Mit dem Überfall auf Polen 1939 und der damit zusammengehörenden Zugehörigkeit zum Deutschen Reich stand das Ende der Künstlerkolonie bevor. Die meisten Werke der dortigen Künstler wurden als „entartet“ eingestuft. Der Einmarsch der Roten Armee 1945 gab der Kolonie den Rest, da die meisten der Werke durch die russischen Soldaten zerstört wurden.

1910 bewarb sich Pechstein mit einigen Werken bei der Berliner Sezession, diese wurden jedoch, besonders auf Antreiben von Max Liebermann (1847-1935) zurückgewiesen, sodass er aus Protest die Neue Sezession gründete.
Zwei Jahre später trat er aus der „Brücke“ aus, da ihm der Entschluss zum gemeinsamen Stil und gemeinsamen Ausstellungen einschränkte. Er strebte mehr nach einer individuellen Entwicklung.
Auch beteiligte er sich im gleichen Jahr an der Sonderbundausstellung in Köln.
1914 wurde der Maler und seine Frau auf einer gemeinsamen Reise in die Südsee vom Krieg überrascht und gerieten in japanische Gefangenschaft. Auf Grund eines Neutralitätseides wurden sie 1915 entlassen und konnten auf Umwegen nach Berlin zurückkehren, wo sie jedoch ihre Wohnung besetzt vorfanden. Pechstein nahm 1915/16 seinen Militärdienst an der Westfront auf.
Nach Kriegsende gehörte er zu den Mitbegründern der Novembergruppe und der sozialen Vereinigung Arbeitsrat für Kunst in Berlin. Unter seiner Mitwirkung erschien der Aufruf „An alle Künstler“, der zu einer sozialistischen Kunst aufrufen sollte.
1922 trat er der Preußischen Akademie in Berlin bei und wurde zum nominellen Professor ernannt. 1931 erhielt er den Staatspreis der deutschen Regierung.
Mit Machtübernahme Hitlers brachen viele seiner Geldgeber und Mäzene weg. Auch wurde er als „entartet“ eingestuft und seiner Ämter enthoben.
1943 trat er dem Volkssturm bei und geriet 1945 in russische Gefangenschaft. Nach seiner Freilassung fand er seine Wohnung, sein Atelier und den Großteil seiner Werke zerstört vor. Nach dem Krieg kehrte er nach Berlin zurück und wurde dort an die Hochschule Bildender Künste berufen. 

Sein Werk wird vor allem durch die Darstellung von Menschen beherrscht. Landschaften und Stillleben lassen sich vereinzelt finden. Das Ideal der Einheit von Mensch und Natur gehört zu seinem Leitmotiv, das bei seinen zahlreichen Aufenthalten auf dem Land und am Meer entstand.
Ab den späten 1920er Jahren nahm er auch einige Aufträge an, die sich von allem in Glasfensterentwürfen für private und öffentliche Bauten äußerten.