Niki de Saint Phalle
1930 Neuilly-sur-Seine – 2002 San Diego
„Mehr oder weniger bewusst verstand sie ganz allmählich, dass Kunst ein Lebensprinzip ist“. (Pontus Hultén)
Niki de Saint Phalle war eine der bedeutendsten Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts, die mit ihrer Kunst Symbole für das neue Frauenbild schuf. Vor allem ihre „Nana“-Figuren, die ab 1965 entstanden, waren das Sinnbild für weibliches Selbstbewusstsein und Stärke. Anfangs aus Draht und Textilien, später aus Polyester, fertigte sie diese betont üppigen und runden Frauenbilder, die mit reinbunten Farben bemalt waren.
Catherine „Niki“ de Saint Phalle wurde in der Nähe von Paris geboren. Da ihre Mutter Amerikanerin war, wuchs sie jedoch hauptsächlich in den USA auf.
Nach eigener Aussage wurde sie in ihrer Kindheit von ihrem Vater mehrfach missbraucht. Diese traumatischen Erlebnisse und die damit verbundene Therapie brachten sie, nach eigener Aussage, zur Kunst.
„Ich wurde Künstler, weil es für mich keine Alternative gab – infolgedessen brauchte ich auch keine Entscheidung zu treffen. Es war mein Schicksal.“ (Niki de Saint Phalle)
1948 heiratete sie ihren Jugendfreund Harry Matthews (1930-2017). Vier Jahre später kehrte sie nach Paris zurück und ihre ersten Gemälde entstanden. Als Aktionskünstlerin begann sie 1956 mit ihren „Schießbildern“, bei denen sie auf in Gipsreliefs eingearbeitete Farbbeutel während der Vernissage schoss.
1955 lernte sie Jean Tinguely (1925-1991) kennen, den sie nach ihrer Scheidung von Matthews 1971 heiratete. Verbunden mit dieser Hochzeit bekam sie das Schweizer Bürgerrecht.
Gemeinsam mit Tinguely stellte sie auf mehreren Ausstellungen aus. Unter anderem nahmen sie an einem Happening 1961 gemeinsam mit Jasper Johns (*1930) und Robert Rauschenberg (1925-2008) in der amerikanischen Botschaft in Paris teil, bei dem sie, während Klaviermusik gespielt wurde, ihre Kunstwerke schufen.
Die größte Bekanntheit erlangte sie jedoch durch ihre knallig bunten „Nanas“, die häufig im öffentlichen Raum zu finden waren oder im Museumsraum integriert wurden. So auch 1966, als sie auf Veranlassung von Pontus Hultén (1924-2006) und Per Olof Ultvedt (1927-2006) im Stockholmer Moderna Museum eine 29m lange liegende Frauenfigur schuf, mit dem Titel „Hon“ (schwedisch „sie“), die durch ihre Vagina betreten werden konnte. In ihrem Inneren befand sich eine zum Museum gehörende Bar und Kino.
Sie trieb nicht nur den Fortschritt innerhalb der Kunst voran, in dem sie sie durch Performance und neue Ansichten revolutionierte, sondern auch das neue Frauenbild symbolisierte.