Norbert Kricke in seiner Werkstatt.

 

 

Norbert Kricke. Miniatur Skulptur

Norbert Kricke

1922 Düsseldorf – 1984 ebenda

Norbert Kricke zählt mit seinen Plastiken zu den wichtigsten Vertretern der deutschen Nachkriegsmoderne. Ab den 1950er Jahren entwickelte er aus metallischen Linien geformte, dynamische Gebilde, die häufig im öffentlichen Raum zu finden sind. Die Linie als Gestaltungsmittel war für ihn sehr präsent. Im Gegensatz zur typischen Raumskulptur aus schwerem Material, wie Bronze oder Stein, die sich mit ihrer Masse vom Raum abgrenzen, erscheinen seine Figuren immateriell und schwerelos. Mit einer Art von Leichtigkeit und Freiheit binden sie sich in den Raum ein. Die Bewegung durch den Raum wird so das zentrale Thema seiner Kunst. Genauso auch das Verhältnis und die Einheit von Raum und Zeit bildet er ab.

Anfangs noch geometrische und rechtwinklige Formen, werden diese mit der Zeit immer abstrakter, freier und dynamischer. Ab 1952 fügt er seinen Werken die diagonale Linie hinzu, vor allem in seiner, zu der Zeit, entstandenen Serie Lütticher zu sehen. Knoten, Knäuel und Kurven erscheinen gestenhaft. Man könnte fast sagen seine Kunst ist eine Umsetzung der informellen Malerei in die Plastik.

Bis 1946 studierte Kricke an der Hochschule der Künste in Berlin unter Richard Scheibe (1879-1964), dessen Meisterschüler er wurde, und Hans Uhlmann (1900-1975), der als einer der ersten abstrakte Drahtplastiken schuf. 1947 zog er nach Düsseldorf um. 1964 wurde er als Professor an die dortige Kunstakademie berufen, deren Direktor er zwischen 1972-81 war. In dieser Zeit führte er den, noch heute jährlich stattfindenden, Akademie-Rundgang ein, bei dem studentische Arbeiten präsentiert werden.
Ab Ende der 1960er Jahre gerieten Joseph Beuys (1921-1986) und Kricke, als zwei wichtige Vertreter der Nachkriegsmoderne und Anhänger der Düsseldorfer Akademie, in harte Auseinandersetzungen über den Begriff der Kunst und ihren Zweck. Heute gilt dieser Streit als einer der Größten innerhalb der modernen Kunst.

Seine Arbeiten wirken vor allem im Bereich des öffentlichen Raumes. Besonders vor Gebäuden, wie denen des Unternehmens Mannesmann in Düsseldorf, erscheinen sie auflösend und auf ihre Art entzerrend. Ein Versuch die starre Architektur, im speziellen die der Nachkriegszeit, aufzulockern und ihrem Erscheinen und ihrer Umgebung Freiheit und Gelassenheit zu verleihen.