Wilhelm Lehmbruck
1881 Duisburg – 1919 Berlin
„Skulptur ist das Wesen der Dinge, das Wesen der Natur, das, was ewig menschlich ist:“
Wilhelm Lehmbruck war ein bedeutender Bildhauer des 19. Jahrhunderts, der mit seinem Werk fortschrittliche Wege ging. Mit seiner Kunst wollte er die Verwesentlichung der Kunst der Verwesentlichung des Menschen gleichsetzen. Er erweiterte die menschliche Proportionen zu einem grazilen und überschlanken Ideal. Seine gezeichneten und radierten Skizzen waren durch eine beglückende Beschwingtheit, Leichtigkeit und ein sicheres Gefühl für die Linie gekennzeichnet. Seine Plastiken dagegen zeigten eine schmerzliche Schwermütigkeit, die ebenso außergewöhnlich war, wie sein künstlerischer Ansatz.
Schon früh bekam Lehmbruck Zeichenunterricht bei Gerrit van Driepenbrock. 1895-99 besuchte er die Kunstgewerbeschule in Düsseldorf. 1899 wechselte er an die Kunstakademie und besuchte dort das Bildhaueratelier. Um sein Studium nach dem Tod seines Vaters finanzieren zu können, zeichnete er Vorlagen für eine Metallwarenfabrik und Tafeln für wissenschaftliche Werke. Außerdem erhielt er ein Stipendium von seiner Gemeinde.
Als Meisterschüler von Karl Janssen (1855-1927) machte er 1908 seinen Abschluss.
1904 besuchte er die „Internationale Kunstausstellung“ in Düsseldorf. Dort wurde das erste Mal Gegenwartskunst in Düsseldorf gezeigt und Lehmbruck sah Werke von Auguste Rodin (1840-1917). Gleichzeitig wurde er durch Albert Bartholomés (1848-1928) Werken inspiriert.
1907 erhielt er seine erste Ausstellung im Salon de la „Société Nationale des Beaux Arts“ in Paris. Dort lernte er Rodin persönlich kennen, sowie Aristide Maillol (1861-1944). Im gleichen Jahr eröffnete er sein erstes eigenes Atelier in Düsseldorf und trat dem Verein Düsseldorfer Künstler bei. Durch diese Mitgliedschaft freundete er sich mit den Sammlern Karl Ernst Osthaus (1874-1921), der den Grundstock für die Sammlung des Folkwang-Museum in Essen lieferte, und Carl Nolden an, die seine wichtigsten Förderer werden sollten.
1908 heiratete er Anita Kaufmann. 1910 zogen sie nach Paris, wo sie bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges bleiben sollten. Während seines Aufenthaltes dort lernte er Henri Matisse (1869-1954), Alexander Archipenko (1887-1964), Constantin Brancusi (1876-1957), Amadeo Modigliani (1884-1920), André Derain (1880-1954), Henri Le Fauconnier (1881-1946) und André Dunoyer de Segonzac (1884-1974) kennen.
Durch Verkäufe einiger Werke konnte er sich 1912 eine Reise nach Italien finanzieren.
1913 war er als einziger deutscher Künstler bei der Armory Show, der International Exhibition of Modern Art in New York, vertreten.
Mit Ausbruch des Krieges zog Lehmbruck mit seiner Familie nach Berlin und eröffnete dort ein eigenes Atelier. Wegen Untauglichkeit blieb er vom Kriegsdienst verschont, sodass er für kurze Zeit im Hilfslazarett in Berlin arbeitete.
1916 erhielt er eine Einzelausstellung in der Kunsthalle Mannheim. 1917 zog er für ein Jahr nach Zürich. Dort lernte er den Schriftsteller Fritz von Unruh (1885-1970), den Dichter Albert Ehrenstein (1886-1950) und die Schauspielerin Elisabeth Bergner (1897-1986) kennen, die ihm oft Modell sitzen sollte und für die der Künstler eine fast an Besessenheit grenzende Leidenschaft entwickelte.
1919 wurde er zum Mitglied der Preußischen Akademie ernannt.
Die unerwiderte Liebe zu der Schauspielerin Bergner, die Entfremdung zu seiner eigenen Frau, die finanziellen Schwierigkeiten und Kriegswirren lösten bei ihm eine Depression aus, sodass er sich im gleichen Jahr das Leben nahm.
Seine Kunst und deren Einfluss auf nachfolgenden Generationen blieben jedoch erhalten. 1964 wurde ihm zu Ehren das Lehmbruck-Museum in Duisburg eröffnet, das sein Sohn, der Architekt Manfred Lehmbruck (1913-1992), entworfen hat.