Wilhelm Morgner. Astrale Komposition. 1912

Astrale Komposition

Wilhelm Morgner. Einzug Christi in Jerusalem. 1912. Öl/Leinwand. 119 x 171cm

Einzug Christi in Jerusalem

Wilhelm Morgner

1891 Soest – 1917 Langemark

Wilhelm Morgner ist, trotz seines frühen Ablebens, einer der prägendsten Maler des deutschen Expressionismus, genauer des sogenannten „westfälischen Expressionismus“.

Durch Einflüsse des Fauvismus, einer Bewegung, die innerhalb der französischen Avantgarde Anfang des 20. Jahrhunderts entstand, und des deutschen Expressionismus vollzog er in seinem Werk eine Entwicklung von figürlichen Darstellungen über eine immer abstrakter werdende Bildsprache bis hin zu ungegenständlichen Arbeiten, wie seinen „Astralen Kompositionen“ aus dem Jahr 1912.

Schon in seiner Kindheit begeisterte sich Morgner für die Kunst und besuchte, entgegen dem Wunsch seiner Mutter, die sich eine theologische Laufbahn ihres Sohnes gewünscht hätte, auf Anraten des Familienfreundes Otto Modersohn (1865-1943) die in der Malerkolonie Worpswede ansässige private Kunstschule von Georg Tappert (1880-1957). Dieser brachte ihm die in der Malerkolonie angestrebte Freilichtmalerei und Naturstudien näher.
Zu dieser Zeit widmete er sich vor allem dem Alltag der dort wohnhaften Bauern, Holzfällern und Steinbrucharbeitern.

Ein Jahr später kehrte er für kurze Zeit nach Soest zurück, um darauf Tappert an seine neu gegründete Kunstschule in Berlin zu folgen. Da dieser, neben Max Pechstein (1881-1955), den Vorsitz der „Neuen Sezession“ in Berlin innehatte, ermöglichte er Morgner Zugang zur modernen Kunstszene der Stadt.
Die Soester Künstler Arnold Topp (1887-1945), Wilhelm Wulff (1891-1980) und Eberhard Viegener (1890-1967) lernte er so kennen.
Innerhalb dieses Kunstkreises wurde Herwarth Walden (1878-1941), Herausgeber der Zeitschrift „Der Sturm“ auf seine Werke aufmerksam und veröffentlichte einige davon. Ebenso Franz Pfemfert (1879-1954) in seiner 1911 gegründeten Kunstzeitschrift „Die Aktion“.

Zu Beginn des Ersten Weltkrieges wurde Morgner zum Kriegsdienst eingezogen. Nach einem Einsatz an der Westfront und als Zeichner in Bulgarien und Serbien fiel er 1917 in Flandern.

Auf Grund eines Vertrages seiner Mutter, Tappert und dem Düsseldorfer Galeristen Alfred Flechtheim (1878-1937) zur Vermarktung des Nachlasses des Künstlers erstellte Tappert 1920 einen Werkkatalog, der auch heute noch die Grundlage der Werkaufstellung des Künstlers darstellt. Im gleichen Zuge stellte Flechtheim zahlreiche der Werke in seiner Galerie aus.

1962 ehrte die Stadt Soest den Künstler posthum mit der Gründung des Wilhelm-Morgner-Hauses, das neben wechselnden Ausstellungen eine ständige Auswahl an Werken Morgners zeigt.