Andy Warhol

1928 Pittsburgh, Pennsylvania – 1987 Manhattan, New York City

Queen Beatrix of the Netherlands

Siebdruck mit Diamantstaub auf Lenox Museum Board    100 x 80 cm

Mit Bleistift signiert und Nummeriert R1/30 Andy Warhol
Copyright Stempel Rückseitig Published by George C. P. Mulder, Amsterdam (Andy Warhol 1985 copyright stamp verso)

Verkauft

Es kommt hierzulande und in diesem Jahrhundert nur selten vor, dass ein Künstler die Anerkennung des Mannes auf der Straße erregt: Pablo Picasso, Salvador Dalí, Jackson Pollock die Liste ist kurz. (Henry Geldzahler)

Andy Warhol beginnt 1945 sein vierjähriges Studium am Carnegie Institute of Technology in Pittsburgh. Dort lernt er Philip Perlstein kennen, mit dem er 1949 nach Abschluss der Lehre nach New York zieht. Dort arbeitet der Pop-Art Künstler anfangs als Werbegrafiker für Vogue”, Harpers Bazaarund die Schuhfirma I.Miller. 1952 bekommt Andy Warhol seine erste Einzelausstellung in der Hugo Gallery, New York. Es folgen ab 1968 auch Einzelausstellungen in Europa. 1972 stellt Gunter Sachs Werke des Künstlers in seiner Hamburger Galerie aus. Diese Ausstellung ist die erste Ausstellung innerhalb Deutschlands, aber auch die Erste der Galerie Gunter Sachs’.  - Als Anekdote zu erwähnen: Gunter Sachs ließ Andy Warhol extra für die Vernissage aus Amerika einfliegen. Doch trotz Anwesenheit des Künstlers selbst, blieb der erhoffte Erfolg aus; es wurde kein Werk verkauft. Da dem Galeristen der ausgebliebene Kauferfolg unangenehm war, erwarb er selbst ein Drittel der Werke. Zu seinem Glück. Jahre später verkaufte er diese für ein Vielfaches seines eigentlichen Kaufpreises. - Neben der Produktion seiner Werke, beginnt Andy Warhol ab 1963 auch Filme zu produzieren und ab 1969 seine Zeitschrift Interviewherauszugeben. 

Als Werbegrafiker wurde er ausgebildet, als Künstler begriff er sich. 

Mit der Anmietung eines alten Speichers 1962 begann die Gründung von The Factory. Zusammen mit Paul Morrissey und Frederick Hughes entwickelte sich Andy Warhols Atelier zu einem Treffpunkt vieler bildender Künstler, Musiker, Tänzer und Schauspieler. Unter anderem Bob Dylan, Jim Morrison und Salvador Dalí waren dort anzutreffen. Auch dienten die Räumlichkeiten der Factory” der Rockband Velvet Underground, die er selbst produzierte, als Proberaum. Er unterstützte und protegierte aber nicht nur Musiker, sondern auch junge Künstler. Unter anderem arbeitete er mit Jean-Michel Basquiat zusammen an mehreren Ausstellungen, wie der documenta 1982. Ein weiteres gemeinsames Projekt stellte die Ausstattung für André Hellers avantgardistischen Vergnügungspark 1986 dar. An dieser arbeiteten unter anderem auch Salvador Dali, Keith Haring und Joseph Beuys mit. Heute ist Hellers Vergnügungspark für über 100.Mio. Dollar in einem bedauernswerten Zustand verkauft worden.
Basquiat war einer der ersten afroamerikanischen Künstler, neben Haring und Kenny Scharf, der durch seine Arbeiten im Künstler-Duo SAMO gemeinsam mit Al Diaz in den 1970er und 80er Jahren die Graffiti-Malerei als Sparte des Neoexpressionismus in die Kunstwelt einbrachte.

Doch arbeitete Andy Warhol nicht nur mit seinem jungen Protegé zusammen, sondern auch mit anderen Vertretern des Neoexpressionismus, wie Keith Haring und Francesco Clemente.  „Warhol weckte die Phantasie der Medien und der Öffentlichkeit, wie es keinem zweiten Künstler seiner Generation gelungen war. Andy war Pop, Pop war Andy.“ Auch begann der Grafiker mit dem Zeitpunkt der Gründung von The Factorymit seinen ersten Bildern im Siebdruckverfahren, durch die er das Medium der Fotografie als künstlerisches Mittel entdeckte. Genau wie Roy Lichtenstein, Jasper Johns, James Rosenquist und Robert Rauschenberg, anfangs noch von Werbemotiven und Massenmedien beeinflusst, widmete er sich nun vermehrt Portraits und anderen fotografischen Darstellungen. Zu dieser Zeit noch eine eher unbeachtete Sparte der Kunst, verhalf Andy Warhol in Deutschland damit vergleichbar Gerhard Richter der Fotografie zur künstlerischen Legitimation.  

„Die Menschen sind einfach phantastisch. Man kann keine schlechten Bilder von Ihnen machen“ 

Ob ich nun einen Schuh portraitiere oder eine Cola-Flasche oder ob ich im Interview, im Film, im Kabelfernsehen ein neues Gesicht vorstelle – immer kommen Portraits bei mir heraus. Das hängt vielleicht damit zusammen, dass ich andere Menschen viel interessanter finde als mich." 

In dieser Manier widmete er sich auch seinen Portraits. Die Gesichter bekannter Persönlichkeiten, teilweise mit auffälligem Make-up versehen, vor buntem, fast schrillem, Hintergrund gesetzt, fast wie eine Werbung anmutend, werden zu seinem Markenzeichen. Vieler dieser  Werke entstanden als Auftragsarbeiten. Eine Arbeitsweise die Andy Warhol hervorragend umsetzen konnte, in dem er obwohl auf „Bestellung“ ein Werk schaffen konnte, das aktuellen Ereignissen angemessen trotzdem zu seinem Auftraggeber passte. Trotz des Hintergrundes der Auftragsarbeiten gestaltete der Künstler gegensätzliche Portraits, die unterschiedliche Gesellschaftsschichten darstellen und „sein Interesse an gengegensätzlichen Extremen der gesellschaftlichen Hierarchie zeigen“. Beispielhaft dafür sind zum Einen die „flitterhaften „Drag Queens“ aus seiner Mappe Ladies and Gentlemen 1975“ und die Reihe „Reigning Queens“. 

Das Portrait Queen Beatrix of the Netherlands, hier das erste (R1/30) der Portaits von Königin Beatrix aus der Reihe Reigning Queens” - bestehend aus den Portraits Queen Elizabeth II. of the United Kingdom”, Queen Beatrix of the Netherlands”, Queen Magrethe II. of Denmarkund Queen Ntombi Turala of Swaziland, die jeweils in vier Drucken in verschiedenen Farben erschienen sind - hebt das Abbild der niederländischen Königin in kräftigen rot-, orang- und gelb-Tönen hervor. Mit Diamantstaub versetzt lässt er diese Ausführung der Royal Edition extravagant wirken. I want to be as famous as the Queen of England. Vier Königinnen, die auf Grund des Erbrechtes und nicht durch Heirat den Thron bestiegen haben. Ausdruck weiblicher Macht? Beschäftigung mit weiblicher Führungskraft? . Andy Warhol setzt die Königinnen in strahlenden Farben würdevoll in Szene und lässt sie in einem anderen Licht erstrahlen.

 

 

 

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      

 

Provenienz: Gallery Delaive, Amsterdam 

Literatur: 

  • Feldmann, Frayda/Schellmann, Jörg: Andy Warhol Prints. A catalogue raisonné, Schirmer/Mosel Verlag, München, 1989  
  • Honnef, Klaus: Andy Warhol. 1928-1987. Kunst als Kommerz, Benedikt Taschen Verlag, Köln, 1987 
  • Fallon, Micheal: How to analyze the Works of Andy Warhol, Abdo Publishing Company, 2010