Dieter Hacker

1942 Augsburg

Mischtechnik /Papier

Mischtechnik /Papier     ca. 100 x 130 cm

signiert und datiert (19)88
mit Widmung

Das Werk entstand im Zusammenhang mit der Inszenierung „Philoktet“ von Heiner Müller (Regie: Herbert König) an der Berliner Schaubühne. Premiere war am 9.4.1988.

Dieter Hacker gestaltete das Bühnenbild

 

Verkauft

Dieter Hacker studierte von 1960-65 an der Akademie der Bildenden Künste in München.
Nach seinem Abschluss gründete er gemeinsam mit Karl Reinhartz (*1932), Helge Sommerrock (*1942) und Walter Zehringer (1940-2020) die Künstlergruppe EFFEKT in München. 1971 gründete der Künstler die 7. Produzenten-Galerie, in der die aktuellen Arbeitsbedingungen bildender Künstler reflektiert werden sollten, genauso die möglichen Alternativen im Sinne einer neuen „Volkskunst“ herausgefunden werden sollten. Im Jahr darauf gab er die gleichnamige Zeitschrift heraus. 1974 ging er als Gast-Professor an die Hochschule der Künste in Hamburg. Eine weitere Zeitschrift, „Volksfoto“, gab er 1976 mit Andreas Setzer heraus.
Im Folgejahr begann eine zweijährige Mitarbeit an mehreren Filmen für das deutsche Fernsehen, vor allem zum Thema zeitgenössischer Alltagsfotografie.Zwischen 1986-94 arbeitete er unter anderem an mehreren Inszenierungen verschiedener Theaterprojekte und an Bühnenbildern für die Schaubühne am Lehniner Platz in Berlin und Schauspielhäusern in Bochum und Düsseldorf.
Ab 1990 wurde er an die Universität der Künste in Berlin berufen.
Zu Beginn seines Schaffens bewegte er sich vor allem im Umfeld des Konstruktivismus. Ab 1975 wurde er selbst als freischaffender Künstler aktiv und begann mehr und mehr im Umfeld der pastos-expressiven Malerei der sogenannten Neuen Wilden in Deutschland, Künstler die in den frühen 1980er Jahren subjektiv unbekümmerte Werke schufen, die in neoexpressionistischer, wilder und heftiger Malerei mündeten, seinen Platz zu finden. Seine Werke schuf er meist auf großformatigen Leinwänden und setzte sich inhaltlich und formal kritisch mit der modernen und zeitgenössischen Malerei auseinander. Eine figurativ-gegenständliche Bildsprache mit offensiv wirkenden Motiven waren für Hacker charakteristisch. Der Betrachter wird häufig mit überdimensionierten Gegenständen konfrontiert, mit denen er nach Widerständen sucht und von bloßer ästhetischer Betrachtungsweise abbringen will.
Während seines Schaffens setzt er sich mit Werken anderer Künstler wie Pablo Picasso (1881-1973), Henri Matisse (1869-1954) und Max Beckmann (1884-1950) auseinander. Auch Theaterstücke und philosophische Themen inspirieren ihn. Ende der 1980er/Anfang der 1990er begann er sich neben seiner Malerei mit Bronze- und Eisenplastiken mit isoliert überdimensionale Köpfen und Körpern zu beschäftigen.

Dieser Entwurf für das Bühnenbild der Inszenierung „Philoktet“ von Heiner Müller auf der Berliner Schaubühne im April 1988 zeigt die Auseinandersetzung mit politischen und gleichzeitig philosophischen Themen. Ein Antikendrama geschrieben zu der Zeit des Mauerbaus, das drei politische Haltungen aufzeigt, die sich nicht miteinander vereinbaren lassen.Mit einem überdimensionierten Kopf, der frei, von einem Strahler angeleuchtet, an einer Eisenkette über eine Hausecke schaukelt, wirkt auf den ersten Blick irritierend. In dunklem Blau und schwarz gehalten erschient das Werk auf den ersten Blick düster und verspricht nur durch das Licht des Strahlers eine kleine Erleuchtung. Im Hinblick auf das Theaterstück zeigt sich eine gekonnte Vermischung vom Inhalt des antiken Dramas und aktueller räumlicher Umgebung.