Eduard Koelwel
1882 Zweibrücken – 1966 Berlin
Paul Kronegg
Öl / Hartfaserplatte 98,5 x 69 cm
Signiert und datiert. (19)31
Der Maler Eduard Koelwel, der sich auch Kölvel oder Kölwel nannte, war ein deutscher Maler, Schriftsteller und Sprachwissenschaftler.
Nach seinem Abitur begann er ein Studium an der Kunstakademie in Karlsruhe. Dort besuchte er zeitweise die Meisterklasse von Wilhelm Trübner (1851-1917). Im Anschluss bildete er sich an den Akademien in Antwerpen und München weiter und unternahm zahlreiche Studienreisen nach Holland, Frankreich, Spanien und Italien. Zur gleichen Zeit studierte er Germanistik an den Universitäten in München und Genf.
Kurz vor Ende des Ersten Weltkrieges wurde er noch zum Kriegsdienst eingezogen und als Unteroffizier wieder entlassen.
1926 bestückte er seine erste Einzelausstellung in Zweibrücken. Den Erlös, den er bei dieser Ausstellung erzielte, stiftete er dem dortigen Heimatmuseum. Ein Jahr später zog er nach Berlin um, wo er das Amt des Geschäftsführers im Sprachpflegeamt übernahm, in dem die Sprache in schriftlichen und mündlichen Äußerungen vor allem im Rundfunk und der Presse überwacht wurde. Während der Zeit des Dritten Reiches übernahm er die Stelle des Geschäftsführers der Reichsschriftumskammer, die einer ähnlichen Aufgabe nachging, nur im Sinne der Nationalsozialisten.
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurde er als Dozent an die Ingenieurschule Gauß berufen und übernahm ein wissenschaftliches Lehramt an der Berliner Humboldt-Universität.
1950 wurde er als Dozent an die Pädagogische Hochschule in Berlin berufen bis er die dortige Professur übernahm.
Neben seiner Bildenden Kunst publizierte er auch einige Romane, Sprachwissenschaftliche Bücher und Märchen, die er selbst illustrierte. Außerdem war er als Übersetzer tätig. Vor allem für russische Gedichte.
Für sein Schaffen erhielt er diverse Ehrungen. Unter anderem 1952 die Ehrenplakette der Stadt Zweibrücken und 1957 den Vaterländischen Verdienstorden der DDR.
Den Großteil seines Werkes vermachte er testamentarisch schon fünf Jahre vor seinem Tod dem Stadtmuseum Zweibrücken.
Sein Werk kann stilistisch schwer eingeordnet werden, da es wie ein Stilkonglomerat wirkt. Teils an Jugendstil erinnernde rankende Ornamente, aber auch traumhafte, fast surreal anmutende Motive, die sich vor allem in seinen Märchenillustrationen finden lassen, entheben viele seiner Arbeiten in eine andere Welt. Ganz anders wiederum die Neu Sachlich geprägten Arbeiten der 1930er Jahre. In denen die nüchternen und statischen Elemente das Bildmotiv formen.
Lasierende, helle Töne sind für ihn charakteristisch. Sie unterstreichen den entrückten Charakter seiner Werke.
Sein Gemälde „Paul Kronegg“ zeigt ein recht außergewöhnliches Portrait eines Mannes. Der Schauspieler Paul Kronegg (1885-1935) war an Spielstätten in Köln, Frankfurt am Main und Hamburg tätig. Vor allem mit Operetten feierte er große Erfolge. Auch als österreichischer Stummfilmstar erlangte er bis Mitte der 1920er Jahre Berühmtheit. Mit dem Zusammenbruch der österreichischen Kinofilmindustrie wurde auch seine Karriere beendet.
In verschiedenen Posen, Verkleidungen und Rollen stellt er Kronegg in diesem Portrait dar. Teils als Ganzkörperfigur, teils als Bruststück. Teils mit geradeaus gerichtetem Blick, teils im Profil.
Mit verschiedenen Elementen Kroneggs Karriere, abgesehen von der Kostümierung, weist er auf dessen Berufstand hin. Ein Bücherstapel auf dem der Schauspieler steht, ein Vorhang, der an den oberen Ecken zu erkennen ist und ein Mikrofonkopf zeigen dessen bisherigen Erfolg. In seinen typischen lasierenden Farben kann man hier ein Beispiel für Neu Sachliche Portraitmalerei sehen. Trotz jugendstilhafter Hintergrunddekoration, bestehend aus einem angefangenen Tierkreiszeichen, verschiedenen Vögeln und Blumenranken, die auf einzelne Stücke des Schauspielers hinweisen, wird der er selbst nüchtern, klar und recht statisch dargestellt.
Als krönenden Abschluss, im wahrsten Sinne des Wortes, wird das Gemälde durch die Überschrift „Paul Kronegg“ betitelt und erinnert so an Herrscherportraits des 17./18. Jahrhunderts, deren heroische Wirkung meist mit dem als Überschrift fungierenden Namen eingeleitet wurde.
Koelwels Portrait stellte eine außergewöhnliche Arbeit dar, die trotz der Konzentration auf eine Person vielschichtig ist, sodass man sich das Werk erst erarbeiten und alles entdecken muss, um es zu verstehen.