Georg Oehme

1890 Dresden – 1955 ebenda

In der Opernloge

Öl / Leinwand        90 x 110cm

Signiert und datiert (19)35

Georg Oehme zeigt in seiner Opernloge ein dem Opernbesuch entsprechend gehoben gekleidetes Pärchen in Sesseln sitzend vor einem roten Hintergrund.
Gedankenverloren blickt sie aus dem Bild heraus, leicht verträumt an ihrer Kette spielend. An einer Hand einen Handschuh tragend hat sie ihn an dieser Hand ausgezogen, sodass ihr Ring zum Vorschein kommt. Ihr Opernglas hat sie neben sich abgelegt.
Er hinter ihr sitzend blickt ebenso in Gedanken versunken in die Richtung seiner Frau, dabei lässt er eine Hand, in der er sein Opernglas hält, lässig über die Stuhllehne des vor ihm stehenden Stuhls hängen. Genau wie bei seiner Frau ist auch bei ihm sein Siegelring, fast präsentierend, an dieser Hand sichtbar.
Worüber denken sie nach? Was sehen sie sich an?

Trotz des, den Ort neutralisierenden, roten Hintergrundes liegt durch den Lebensort des Künstlers die Vermutung nahe, dass sich dieser Opernbesuch in der Dresdner Semper Oper abspielt.
Vielleicht in einer privaten Loge oder einem abgetrennten Separée. Ein Mittelpunkt der Opernszene und der besser gestellten Gesellschaftschicht.

Oehme studierte von 1908-11 an der Königlichen Sächsischen Kunstgewerbeschule in Dresden bei Oskar Zwintscher (1870-1916) und wurde Meisterschüler von Gotthardt Kuehl (1850-1915) an der Dresdener Kunstakademie.
Nach seinem Abschluss war er für ein Jahr als privater Zeichenlehrer in Russland tätig.

Ab 1913 nahm er eine Lehrstelle an der Kunstschule in Braunschweig an.
Ein weiteres Amt als Lehrer hatte er von 1923-26 an der „Alten Dresdner Kunstschule für Damen und Herren“ von Guido Richter (1889-1941) inne.
In dieser Zeit arbeitete Wilhelm Lachnit (1899-1962) in seinem Atelier mit.

Nachdem er sein Amt an der Alten Dresdner Kunstschule niedergelegt hatte, war er als freischaffender Künstler tätig. 1944 wurde er zum Professor ernannt.

Sein Oeuvre besteht hauptsächlich aus Landschaftsdarstellungen, Blumenstillleben und Porträts. Vor allem Letzteres beherrschte er in vollem Maße. 1921 porträtierte er unter anderem Otto Dix (1891-1969).
Wie auch an seiner Opernloge zu sehen, gibt er die dargestellten Personen nicht nur in ihrem Äußeren, sondern auch mit ihrem Inneren wieder. Optik und Gefühlsleben vereint er in ein und derselben Darstellung.