Marc Chagall

1887 Vicebsk – 1985 St-Paul-de-Vence (Alpes Maritimes)

Notre-Dame en gris

Lithografie         73 x 56cm

signiert
Auflage 75

Verkauft

"Notre-Dame en gris" thematisiert ein favorisiertes Motiv Marc Chagall. Die Pariser Kathedrale ziert einige seiner Werke, sowohl im Hintergrund, als auch, wie in dieser Arbeit, als Hauptmotiv.
Mit flüchtigen Strichen bildet er sie ab und setzt mit der Abbildung der Muttergottes Maria, die er neben der Architektur in überproportionaler Größe positioniert, ein deutlichen Verweis auf die Namenspatronin der Kathedrale.
Nach Bezug seines Ateliers im Montparnasse-Viertel in Paris hatte er das Glück einen Blick über ganz Paris zu erhalten, da sich dieses Künstlerviertel auf einer Erhöhung der Stadt befindet. Vor allem die Wahrzeichen der Stadt sind von dort oben gut zu Sehen. Daher wenig verwunderlich, dass ebensolches seine Aufmerksamkeit erregt.

Seine erste künstlerische Ausbildung erhielt der Künstler 1906 bei Yehuda (Jurij Moiseeric) Pen (1854-1937) an der Kunstschule in Vicebsk.
Im Anschluss begann er sein Studium an der Zeichen- und Malschule in St. Petersburg unter Nikolaj Konstantinovic Roerich (1874-1947) und Svelij Moiseervic Zejdenberg. 1909 wechselte er an die Zeichen- und Malschule von Elizaveta Zvanceva in St. Petersburg und studierte dort ein Jahr unter Mstislav Valerianovic Dobuzinskij (1875-1957) und Léon Bakst (1866-1924).
Nach Abschluss des Studiums reiste er 1910 auf Grund eines Stipendiums des Abgeordneten Max Vinaver nach Paris.
Dort bezog er 1911 ein Atelier in der Künstlerkolonie La Roche im Montparnasse-Viertel. In dieser Zeit lernte er Robert (1885-1941) und Sonia Delaunay (1885-1979), Blaise Cendrars (1887-1961) und Guillaume Apollinaire (1880-1918) kennen.

Auf Grund des Ausbruches des Ersten Wetkrieges und der Oktoberrevolution in Russland konnte er nach einem Heimatbesuch bis 1922 Russland nicht mehr verlassen. Dort wurde er 1918 von Anatolij Lunacarskij zum Kommissar für Bildende Künste im Regierungsbezirk Vicebsk ernannt. 1920 zog er nach Moskau um und leitete dort mehrere Theaterprojekte.
Als er 1922 Russland wieder verlassen konnte, reiste er zunächst nach Berlin. 1923 kehrte er schließlich nach Paris zurück. Dort pflegte er zu Georges Rouault (1871-1958), Pierre Bonnard (1867-1947), Pablo Gargallo (1881-1934), Christian Zervos (1889-1970) und Tériade (1897-1983) Kontakt.
Mit seiner Rückkehr unternahm er auch mehrer Reisen in die Bretagne und Auvergne, aber auch an die Côte d’Azur.
1941 emigrierte er schließlich auf der Grund der antisemitischen Bedrohung in die USA. Erst nach Ende des Zweiten Weltkrieges kehrte er nach Frankreich zurück.

In seiner gesamten Laufbahn nahm er dreimal an der documenta in Kassel teil. 1955, 1959 und 1964.
Neben seinen malerischen Werken verfasste er auch eine Autobiografie, Texte, Gedichte und Artikel über die Kunst und Literatur in jiddischer Sprache. Auch fertigte er Glasmalkartons an, wie zum Beispiel für die Fenster des Nordumgangs der Kathedrale von Metz.

In seinem Œuvre entstand eine Welt, in der sich Fantasien und Mystizismus vereinten. Er brachte dort Elemente aus der russischen Folklore, traditionellen Kunst, russischer Literatur, Motive aus dem familiären Umfeld, Motive aus der Bibel und dem Zirkus mit ein.