Max Beckmann
1884 Leipzig – 1950 New York
Selbstbildnis 1922
Handsigniert. 28 x 20cm (sichtbare Größe)
Exemplar: XII/XX. Holzschnitt.
Hofmaier 226 III. Bd.
Verkauft
Max Beckmann lässt sich mit seinen Werken kaum in eine Stilrichtung der Moderne einordnen. Als Einzelgänger innerhalb seines eigenen Stils und mit seiner eigenen Anschauung seiner Zeit und Welt sticht er hervor.
Mit zehn Jahren zieht er mit seiner Familie von Leipzig nach Braunschweig. Mit 16 Jahren bewirbt er sich an der Kunstakademie in Dresden, wo er jedoch abgelehnt wird. Daraufhin beginnt er ein Studium an der Großherzöglichen Sächsischen Kunstschule in Weimar unter Otto Rasch (1862-1932). Ein Jahr später wechselt er in die Klasse von Carl Frithjof Smith (1859-1917), wo er Ugi Battenberg (1879-1957) kennenlernt. In derselben Klasse lernt er ebenfalls seine spätere Ehefrau Minna Tube (1881-1964) kennen. Ohne Abschluss verlässt er 1903 die Kunstschule, um ein Jahr später an die Académie Colarossi in Paris zu wechseln. Jedoch nimmt er dort kaum am Unterricht teil und zerstört im Anschluss an diese Zeit seine Werke ausnahmslos. Im gleichen Jahr reist er das erste Mal nach Genf und besucht Ferdinand Hodler (1853-1918) in seinem Atelier. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland eröffnete er ein Atelier in Berlin.
1906 heiratet er Minna Tube, die auf sein Bitten hin ihre Malerei aufgibt und sich dem Gesang widmet. Im Jahr darauf nimmt er das erste Mal an einer Ausstellung teil und zeigt seine Werke der Öffentlichkeit. Nach Gründung der Berliner Sezession gehört er als jüngstes Mitglied dem Vorstand an. Gemeinsam mit August Gaul (1869-1921) und Max Slevogt (1868-1932) tritt er allerdings ein Jahr später zurück, bleibt jedoch weiterhin Mitglied. 1912 folgt seine erste Einzelausstellung im Großherzöglichen Museum in Weimar und dem Magdeburger Kunstverein. Dort lernt er den Kunsthändler J.B. Neumann kennen, der ihn zukünftig vertreten und einen Großteil seiner druckgrafischen Arbeit rausbringen wird.
Nachdem er 1911 aus dem Vorstand der Berliner Sezession zurückgetreten war, gründet er 1914 die abgespaltene Berliner Freie Sezession mit und wird in ihren Vorstand gewählt. Mit Kriegsbeginn im gleichen Jahr verpflichtet er sich als Krankenpfleger und reist nach Ostpreußen. Nach einem Jahr erleidet er einen kriegsbedingten Nervenzusammenbruch und wird aus seinem Dienst beurlaubt. Er zieht nach Frankfurt am Main, wo er auch nach Kriegsende wohnen bleibt. 1922 reist er nach München und besucht dort den Verleger Reinhard Piper, der daraufhin eine Monografie über den Künstler mit Abbildungen einiger Werke herausgibt. Das Titelblatt dieser Monografie wird von seinem Selbstporträt von 1922 geschmückt.
1925 erhält er einen Lehrauftrag an der Frankfurter Schule für freie und angewandte Kunst, heute Städelschule, wo er das Meisteratelier leitet. Theo Garve () und Karl Tratt () gehörten dort zu seinen Schülern. Im gleichen Jahr beginnt er im Atelier von Friedrich August von Kaulbach (1850-1920) zu arbeiten.
1929 reist er nach Paris und eröffnet dort ein eigenes Atelier, das er bis 1932 in den Wintermonaten regelmäßig besucht.
Mit Machtergreifung der Nationalsozialisten in Deutschland 1933 wird er an der Städelschule aus seinem Amt entlassen und seine Werke als „entartet“ eingestuft. 21 seiner Werke sind auf der Ausstellung „Entartete Kunst“ 1937 in München zu sehen. Die von Reinhard Piper publizierte Monografie wird dort ausgelegt, sodass Besucher der Ausstellung Kommentare zu seinen Werken hineinschreiben können.
Im gleichen Jahr der Ausstellung verlässt Beckmann mit seiner Familie Deutschland und zieht zuerst nach Amsterdam. Im Anschluss geht es weiter nach Paris. Das Ausreisevisum in die USA wird ihm verwehrt, sodass er erst nach Kriegsende 1949 dorthin emigrieren kann. Seine Werke werden allerdings auch während des Krieges dort ausgestellt und zum größten Teil 1946 durch ihn an Curt Valentin (1902-1954) geschickt. 1950 erhält er den Ehrendoktortitel der Washington University in St. Louis.
Seine Arbeiten zeichnen sich durch seine „Verschlüsselung“ des Dargestellten aus. Erst wenn man sich durch viele Deutungsebenen gearbeitet hat, kann man diese verstehen. Das Beharren auf den Wert und die Würde der Persönlichkeit sind für ihn charakteristisch.
Seine zahlreichen Selbstporträts sind ein weiteres Charakteristikum seiner Kunst. Bereits mit 15 Jahren schuf er seine erste Selbstdarstellung. Die Befragung des eigenen Ichs war für deutsche Künstler der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts, wie Beckmann oder Käthe Kollwitz (1867-1945), ein besonders wichtiger Schritt zur Selbsterkenntnis und Selbstreflektion.
In seinen Selbstporträts schlüpft er jedes Mal in andere Rollen. Mal ist er der Mann von Welt, ein anderes Mal der Künstler und wieder ein anderes Mal nur er selbst. So reflektiert er auf seine eigene Weise nicht nur seine Person, sondern auch die Welt und Zeit um sich herum.