Max Clarenbach
1880 Neuss – 1952 Köln
Eistreiben am Rhein bei Wittlaer
Öl /Leinwand 40 x 50 cm
Verkauft
Max Clarenbach gehört zum Kreis der impressionistischen Landschaftsmaler der Düsseldorfer Malerschule. Obwohl er Motive aus den verschiedensten Regionen Deutschlands, aus Holland, Belgien, Frankreich und Italien in Bildern umsetzte, wurden stille Wasserlandschaften von der Erft und vom Niederrhein zwischen Kaiserswerth und Angermund doch sein unverwechselbares Markenzeichen. Dabei erwies er sich als ein Meister trüber Winterstimmung. Schon zu Lebzeiten genossen diese meist menschenleeren elegischen Porträts heimischer Natur große Popularität. Seine Schneelandschaften zählen bis heute zu den gesuchtesten Werken Düsseldorfer Malerei.
Clarenbach kam bereits mit 13 Jahren an die Kunstakademie Düsseldorf, 1897 trat er in die Klasse von Eugen Dücker ein, wo ihm Landschaftsmalerei als Wiedergabe schlichter sichtbarer Gegebenheiten ohne Bedeutungsschwere und überzeichnete Stimmungseffekte nahe gebracht wurden. Dass die im herkömmlichen Sinn schöne, klare, sonnige Landschaft ihn dabei von Anfang an weniger herausforderte, kündigte sich bereits auf einer Reise nach Holland um 1900 an, von der er schrieb: „Wir hatten hier in den letzten Tagen ganz herrliches Wetter, acht Tage starken Nordweststurm, Regen und Gewitter, dass es bloß so krachte, jeden Augenblick eine andere Stimmung über See, einfach famos.“ So wild geht es in seinen späteren Bildern zwar nicht mehr zu, doch blieben trübe Wetterlagen und Übergangswetterlagen mit Schneeresten seine bevorzugten Landschaftsstimmungen. Schlichtheit und Ruhe sind die wesentlichen Charakteristika der Landschaften Clarenbachs, gemäß seiner Überzeugung: „Die Natur sagt alles, man muß sie nur ruhig ausreden lassen. Jeder Baum erzählt etwas. Es ist wunderbar, aber sehr schwer, das Erzählte wiederzugeben.“ 1908 ließ Clarenbach in Wittlaer ein Wohn- und Atelierhaus errichten, das heutige Haus Clarenbach, in dem er bis zu seinem Tod 1952 arbeitete, stets seine geliebten Rheinauen vor dem Fenster. Nach 1920 waren seine typischen stillen Wasser so gefragt, dass er sie in Serie auf der Staffelei fertigte. Dabei konnte er an mehreren Bildern gleichzeitig arbeiten, so dass alle ein bis zwei Tage ein Bild fertig wurde, getreu seiner Devise „zuviel Zeit verdirbt die meisten Bilder“. Dauerte ein Bild länger, dann habe er zuviel „gedückert“, wie er in ironischer Anspielung auf seinen früheren Lehrer Eugen Dücker anmerkte. 1917 trat er die Nachfolge Dückers als Professor für Landschaftsmalerei an der Kunstakademie Düsseldorf an und behielt die Position bis 1945.
Im Gemälde „Eistreiben am Rhein bei Wittlaer“ beherrscht Wasser in typisch Clarenbach’scher Manier einen großen Teil der Bildfläche. Thema des Bildes sind Licht, Reflexion und Erscheinung anhand eines ansonsten fast motivfreien Landschaftsausblicks. Die Wetterlage des bedeckten, strengen Wintertags fordert eine stark reduzierte Farbpalette, die auf eine Stufung von Grautönen beschränkt ist. Die malerischen Mittel von Farbstufung, Farbauftrag und Pinselführung treten hier gegenüber dem eigentlichen Bildmotiv deutlich in den Vordergrund. Sogar die Leinwandstruktur ist gestalterisch eingesetzt. Die äußerst moderne Ästhetik des Bildes wird so bestimmt von der Wirkung des Materials und den sichtbaren Spuren des tätig wirkenden Malers und zielt weniger auf die Schaffung einer Bildillusion im herkömmlichen Sinn.
Literatur: Dietrich Clarenbach, Beitrag zum 120. Geburtstag von Max Clarenbach, Heimatjahrbuch Wittlaer 2000, daher auch alle Zitate.