Otto Piene

1928 Bad Laasphe – 2014 Berlin

Drip-Drop

Feuer-Gouache         100 x 70cm

datiert (19)78

Provenienz: Galerie Schoeller Düsseldorf

 

 

Seine Kunst verstand Otto Piene als soziale Praxis, die Grenzen zwischen Kunst und dem alltäglichen Leben überschreiten sollte. Mit Licht, Bewegung und Raum versuchte er genau das zu erreichen. In seiner Kunst entwickelte er sich immer weiter und experimentierte mit verschiedenen Materialien und Formen.
Anfangs malte und zeichnete er meist figurative und mit geometrischen Strukturen arbeitende Motive.
Im Laufe seiner Schaffensphase wandte er sich schließlich immer mehr dem Tachismus zu.
1957 widmete er sich in seiner Arbeit hauptsächlich den sogenannten „Rasterbildern“. Im Gegensatz zu anderen Künstlern des Tachismus wählte er für diese Bilder meist helle Farben, wie weiß, silber oder gelb.
1959/60 begann er mit dem Ruß von Kerzen und Petroleumlampen zu experimentieren. Genauso auch mit dem Ruß von Feuer. Er übertrug diesen auf einen Bildträger. Seine „Rauch-Zeichnungen“ entstanden.
Zur gleichen Zeit begann er ebenfalls mit dem direkten Einsatz von Licht zu experimentieren. In dieser Schaffenszeit entstand sein Lichtballett in der Galerie Schmela in Düsseldorf. Dort ließ er mit Hilfe von Handlampen und Rastern verschiedene bewegliche Lichtspiele auf die Wände projizieren. Mit diesen „Lichtbildern“ schloss er sich Künstlern wie Ludwig Hirschfeld-Mack (1893-1965), László Moholy-Nagy (1895-1946) und Kurt Schwerdtfeger (1897-1966) an, die in den 1920er Jahren begannen Kunst durch Einsatz von Licht zu erschaffen.
Ein weiteres wichtiges Element seiner Arbeiten waren oft mehrere hunderte Meter lange durchsichtige Polyäthylenschläuche, die er mit Pressluft füllte und zu Figuren zusammen legte oder sich bewegen ließ.

Mit einer Verbindung des Elementes Feuer und der Technik der Gouache-Malerei entstanden seine Feuergouachen, in denen er mit einem flammenden Pinsel Farbpigmente auf das Papier sprühte. Die Hitze des Feuers entlockte der Farbe ungewöhnliche Texturen und Farbverläufe.

Nachdem er nach Kriegsende sein Abitur nachgeholt hatte, begann er 1948 an der Akademie der Bildenden Künste und der Blocherer Schule in München sein Studium.
1950 wechselte er an die Kunstakademie in Düsseldorf. Drei Jahre später setzte er sein Studium an der Universität in Köln fort und machte dort 1957 seinen Abschluss.
Gleichzeitig arbeitete er von 1951-64 als Dozent an der Modeschule in Düsseldorf.

Während seiner Studienzeit befreundete er sich mit dem Künstler Heinz Mack (*1931). Zusammen gründeten sie in Düsseldorf die Künstlergruppe ZERO, die für eine neue Dimension der Kunst stehen sollte. Gemeinsam wollten sie ein neues Bild der Kräfte der Natur und dem was aus ihnen hervorgegangen war erschaffen. Sie veranstalteten sogenannte „Abend-Ausstellungen“, die sich zeitlich auf einen Abend begrenzen ließen. Auch veröffentlichten sie von 1958-61 das ZERO-Magazin, in dem Beiträge der Künstler der „Abend-Ausstellungen“ abgedruckt wurden.
1961 trat der Gruppe Günther Uecker (*1930) bei. Zu Dritt veranstalteten sie zahlreiche ZERO-Ausstellungen und Projekte.
1964 nahm Otto Piene eine Gast-Professur an der University of Pennsylvania in Philadelphia an.
Zeitgleich gestaltete er eine seiner ersten Lichtplastiken im Foyer des Bonner Stadttheaters. Davon inspiriert schuf er in den folgenden Jahren zahlreiche architekturbezogene Arbeiten und Skulpturen im öffentlichen Raum.
1965 zog der Künstler nach New York.
1971 lehnte er ein Angebot des Lehrstuhls der Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart ab und nahm 1972 die Professur für Visual Design for Enviromental Art am M.I.T. (Massachusetts Institute of Technology) in Cambridge an. Dort wurde er auch von 1974-94 Direktor des C.A.V.S. (Center for Advanced Studies).

Auch wenn sich die Künstlergruppe ZERO 1967 wieder aufgelöst hatte, gründeten sie 2008 gemeinsam die ZERO-Foundation, die sich zur Aufgabe gemacht hat die ZERO-Kunst und -Bewegung zu erhalten, ihre Geschichte zu zeigen und sie zu kontextualisieren.