Otto Rodewald

1891 Schöningen – 1960 Hamburg

Badende Knaben

Öl /Leinwand     100 x 100 cm
Original Rahmen

Signiert. Datiert 1920

Gemälde ist mehrfach publiziert: Der Neue Rump, 2013, S. 374; M. Bruhns: Kunst in der Krise, Bd. 2, 2001, S. 331, jeweils mit Datierung 1919; V. D. Heydorn: Maler in Hamburg, Bd. 1, 1974, Titelbild und Farbabb. S. 96
art. Das Kunstmagazin, 05/2023

 

Verkauft

Otto Rodewald, 1891 in Schöningen geboren und 1960 in Hamburg gestorben, zählt zu den bedeutendsten Vertretern des deutschen Expressionismus in Hamburg. Vielmehr eigentlich zu den bedeutendsten Vertretern des deutschen Revolutions-Expressionismus, einer Kunstrichtung, die sich auf Grund der Zeit des Umbruchs um die 1920er Jahre keinem Stil direkt zuordnen lässt. Auch Rodewald schafft es verschiedene Elemente von Symbolismus, Japonismus, Jugendstil, Expressionismus, Futurismus und neuer Sachlichkeit so zu verbinden, dass eine neue Einheit daraus entsteht.

Viele Künstler dieser Generation versuchen mit dem Bruch der Stilrichtung und dem Aufbegehren die Realität des Krieges zu verarbeiten und zu überwinden. Trotz seiner Angehörigkeit zum Sturmbataillon und mehrerer Kriegsverletzungen, die ihn auch Jahre nach dem Krieg noch belasten, erscheinen Rodewalds Gemälde eher traumhaft und romantisch. Einen Stil, den er sich bei seinem Aufenthalt an der Kunstgewerbeschule in Hamburg 1909-1914 angeeignet hatte. Die Formen seiner Gemälde scheinen ruhend und doch voller Bewegung zu sein, obwohl sie aus starren Formen, Kreisen und Segmenten bestehen. Das Fehlen von spitzen Winkeln verleiht seinen Werken trotz starker Bewegung eine friedvolle Ruhe, die sich auch in der Farbgebung wieder spiegelt. Jedes seiner Bilder ist von einem geheimnisvollen Glühen geprägt und aus roten und grünen Farbtönen modelliert, die wie aus Träumen erscheinen. Jedes Werk für sich ist eine “bunte Welt voller Dynamik”.

Diese “bunte Welt voller Dynamik” trifft auch auf seine “Badenden Knaben” (1919) zu. Ein Bild voller Bewegung und Farben, dass es wie aus einem Traum erscheint. Schimmernde Farben in den verschiedensten roten und grünen Nuancen, die die Farbpalette bietet, spiegeln sich in weichen Formen wider. Alles verschwimmt ineinander und gibt der ganzen Darstellungen eine nebulöse und geheimnisvolle Erscheinung, in die der Betrachter erst eintauchen muss um das Gesamtbild zu verstehen. Einmal geschehen ist es schwer sich aus den Fängen des Bildes zu lösen und sich der traumhaften Darstellung zu entziehen. Hinter den, über die Bildfläche schwimmenden Formen tauchen wie aus einem Nebel Gesichter und Körper auf, die mit einer Bewegung direkt wieder verschwunden sind. Sie tauchen förmlich in die Wogen des Bildes ein und ziehen den Blick des Betrachters mit sich. Man hat direkt das Gefühl selbst in die Wellen der Formen einzutauchen und Teil der badenden Gruppe zu sein. Aber nicht nur die, sich in Bewegung befindenden Körper geben dem Gemälde seinen Charakter, sondern auch die wasserartigen Formen und Farben. Scheinen sie am unteren Bildrand noch wellenartig, seicht und hell, werden sie in der Höhe des Bildes dynamischer, schneller, dunkler und intensiver. Dennoch bleibt ein fließender Übergang durch aufsteigende Blasen. Sie scheinen als würden sie das Licht der Sonne, das sich auf der Wasseroberfläche bricht, reflektieren. Sie strahlen prismenhaft in allen Farben und lassen das Gefühl aufkommen, dass man sich direkt vor Ort befindet. Als könnte der Betrachter selber von einer dieser Blasen getroffen werden. Als würde er selbst im Licht der Sonne sitzen und sich im Wasser vergnügen. Rodewald schafft es bei diesem Gemälde das man Teil des Geschehens wird: Sein Traum wird der des Betrachters.

 

Provenienz: Aus dem Nachlaß von Charlotte Thiede, der Ehefrau des Künstlers; seitdem durch Erbgang

 

Literatur:

  • Heydorn, Volker Detlef: Otto Rodewald; in: Berufsverband bildender Künstler Hamburgs e.V. (Hrsg.), Geschichte der Hamburger Kunst, Bd.6, Hamburg, 1970
  • Heydorn, Volker Detlef: Maler in Hamburg 1886-1945, Hans Christians Verlag, Hamburg, 1974