Rosemarie Klingbeil-Krefeld
*1942 Berlin
mechanischer Organismus
Öl / Leinwand 130 x 160 cm
Rückseitig signiert und datiert. 1976
In Berlin geboren, studierte Rosemarie Kingbeil-Krefeld drei Jahre an der dortigen Hochschule für Bildende Künste. Seit ihrem Studienende ist sie als freischaffende Künstlerin tätig. Anfangs noch in Berlin, lebt und arbeitet sie seit 1971 in Antibes in Frankreich.
"Aus den Dingen schwindet die Wärme. Die Gegenstände des täglichen Gebrauchs stoßen den Menschen sacht aber beharrlich von sich ab. In summa hat er tagtäglich mit der Überwindung der geheimen Widerstände - und nicht etwa nur der offenen -, die sie ihm entgegensetzen, eine ungeheure Arbeit zu leisten. Ihre Kälte muss er mit der eigenen Wärme ausgleichen, um nich an ihnen zu erstarren, und ihre Stacheln mit unendlicher Geschicklichkeit anfassen, um nicht an ihnen zu verbluten. Von seinen Nebenmenschen erwartet er keine Hilfe." (Walter Benjamin, Einbahnstraße, 1928)
Ihr Werk ist eine Mischung aus technisch präziser Wiedergabe und tiefgründiger Interpretation des Ganzen.
Eine Flucht aus der Wirklichkeit in eine idealisierte Bildwelt, in der Maschine und Mensch körperlich verbunden sind.
Aus fetalen Formen und technizistischen Panoptika schafft sie eine Traumwelt aus in Metallkörpern verschlungenen organischen Formen.
In ihrem Aufbau und ihrer Technik Stillleben ähnelnd zeigen auch ihre Werke eine, hinter dem Bild stehende, Metapher. Eine immer wachsendere Industrie und die damit verbundenen Maschinen können den Menschen betrohen. Verbindet man sich, existieren Mensch und Maschine „friedlich“ neben- und miteinander. Gleichzeitig jedoch eine Dystopie, die die Angst vor der wachsenden Industrie zeigt. Menschliche Entwicklung wird von maschinellem Wachstum behindert. Wie soll Leben entstehen und selbstbestimmt verlaufen bei metallischen und maschinellen Vorraussetzungen? Einer Ermahnung gleich erinnert sie an die Fremdbestimmheit des Menschen durch die Maschine in seinem Werden, aber auch in seinem Alltag und seiner Arbeit.
Meist in zurückhaltenden Grau- und Schwarztönen gehalten, bildet sie ihre Objekte mit klaren Linien ab. Deutlich heben sie sich aus ihrem Bild hervor.
Ihr mechanischer Organismus zeigt die Symbiose von Leben und totem Gegenstand. Fast versteckt windet sich ein fetaler Körper innerhalb einer der Maschinenöffnungen, als würde er in ihr Schutz suchen. Als Verbindung zusammengewachsen, bilden sie eine Einheit und wirken untrennbar.