Werner Scholz

1898 Berlin – 1982 Alpbach

Nonne

Öl / Platte         80,5 x 67cm

datiert (19)35
im original Künstlerrahmen
Provenienz: Galerie von der Heyde, Berlin
Sammlung: Schmidt Münster/Greven
WVZ S. 158

abgebildet in: Adolf Behne (Hg.): Kunst der Gegenwart, Verlag Eduard Stichnote, Potsdam, 1968, Abb.16

 

 

„Scholz ist wesentlich, weil er Inhalte unserer Zeit, die uns alle angehen, hinstellt, und weil er formal wirklich etwas riskiert.“ (Kurt Kusenberg, 1932)

Um 1930 galt Werner Scholz als verheißungsvoller Newcomer, der mit seinen Werken, in denen er Kleinbürger- und Halbweltexistenzen, Mittellose, Trauernde, Flüchtende und Zurückgebliebene zum Mittelpunkt seiner Darstellungen machte, viel Lob erntete.
Einerseits die Entfremdung und das Elend in der Großstadt, die dort herrschenden ungleichen Machtverhältnisse und Szenen der Gewalt, andererseits die kirchlich gebundene bäuerliche Gesellschaft des Dorfes charakterisieren seine Arbeiten.

In seiner Malerei konzentrierte er sich nicht auf individualisierte Porträts, sondern abstrahierte und überzeichnete die Dargestellten der Wirkung halber.
Hoch expressiv, aber auch an die Neue Sachlichkeit angenähert stehen seine Werke für sich.

„Nonne“ ist eines dieser Gemälde, in denen er mit reduzierter Malweise eine intensive Wirkung erzielt. In zurückgenommener Farbigkeit und Linienführung entsteht dennoch, oder gerade deswegen, eine starke Atmosphäre. Weit entfernt vom Elend der Großstadt und den dort auftauchenden Persönlichkeiten, zeigt sich hier eine kirchliche, ländliche Stimmung. In sich gekehrt sein scheint hier im Vordergrund zu stehen.

1916 studierte der Künstler an der Berliner Hochschule für bildende Künste. Mit seinem Einzug zum Kriegsdienst musste er dieses pausieren. 1919 konnte er es jedoch wieder aufnehmen. Ein Jahr später verließ er die Hochschule und eröffnete ein eigenes Atelier in Berlin, das er bis zu seinem Umzug 1939 nach Alpbach in Tirol betrieb. 1944 wurde es allerdings durch einen Bombenangriff auf die Hauptstadt zerstört und mit ihm sämtliche dort versteckte Werke.

„Ja, es ist höchste Zeit, sich der wütenden Kulturzerstörerei der Nazis entgegenzustemmen, ihr mit tatkräftiger Arbeit zu antworten. […] Die Frevel, die sich Faschisten bereits auf legale Weise leisten können, müssen in ihrer Verantwortungslosigkeit vor der gesamten Öffentlichkeit demonstrativ aufgezeigt werden. Und zwar dauernd und systematisch, durch Schaffung einer Kampfgemeinschaft, die alle Kulturmittel einschließt, die ihren Kampf bis auf die Straße trägt, alle Propagandamittel nutzt, um große Bevölkerungsschichten zu erfassen, die immer wieder in die Gehirne hämmert, was sein wird, wenn diese gefährliche Reaktion an die Macht kommt.“ (Werner Scholz, Tagebuch, 17.01.1931)

Nicht nur mit seiner Malerei, sondern auch mit schriftlichen Äußerungen setzte er sich gegen die Nationalsozialisten ein und machte seiner Meinung öffentlich Ausdruck. Dafür wurde er 1937 mit einem Ausstellungsverbot belegt und als „entartet“ eingestuft.

Mit seinem Umzug nach Alpbach entzog er sich gedanklich dem Wahnsinn der Großstadt und gab sich dem beschaulicheren Dorfleben hin, auch wenn er sich in seinen Werken weiterhin mit den vorherrschenden Themen auseinandersetzte.

Neben George Grosz (1893-1959), Otto Dix (1891-1969) und Max Beckmann (1884-1950) gehörte er zu der zweiten Generation der deutschen Expressionisten und prägte vor allem den Stil des Expressiven Realismus ebenso wie Franz Frank (1897-1986), Albert Birkle (1900-1986) und Otto Pankok (1893-1966).