Künstler Biografie

Keith Haring. Statue of Liberty (Littmann P.63). 1986. Siebdruck. 95 x 71cm

Statue of Liberty

Keith Haring

1958 Reading – 1990 New York City

Keith Haring war einer der zentralen Künstler der New Yorker Popkultur und Kunstszene der 1980er Jahre. 

1976 studierte er für zwei Semester Werbegrafik an der Ivy School of Professional Art in Pittsburgh. Bei eigenen Recherchen während dieser Zeit beschäftigte er sich vor allem mit Jean Dubuffet (1901-1985), Stuart Davis (1892-1964), Jackson Pollock (1912-1956), Paul Klee (1879-1940), Alfonso Ossorio (1916-1990) und Pierre Alechinsky (*1927). Diese Auseinandersetzung mit der Kunst ließen den Wunsch aufkommen sich beruflich in diese Richtung zu bewegen. Ein weiteres prägendes Erlebnis war ein Ausflug ins Hirshhorn Museum in Washington D.C während seines Studiums. Dort sah er das erste Mal Arbeiten von Andy Warhol (1928-1987), die ihn stark beeindruckten. 1978 bekam er seine erste Einzelausstellung im Pittsburgher Arts and Crafts Center. Kurz darauf zog er nach New York um und schrieb sich dort an der School of Visual Arts (SVA) ein. Dort lernte er weitere aufstrebende Künstler, wie Kenny Scharf (*1958) und Jean-Michel Basquiat (1960-1988), kennen. Beeinflusst von seinem Studium begann er nun Videos, Installationen und cut-ups zu gestalten, die an die Truisms (1978-87) von Jenny Holzer (*1950) erinnerten, bei denen sie knapp 300 Aphorismen und Slogans zusammensetzte. Ebenso orientierte sich Haring an den Techniken von William Burroughs (1914-1997) und Brion Gysin (1916-1986).

Ab 1980 organisierte er Ausstellungen und Vorführungen im New Yorker Nachtclub  Club 57. Mit Beginn der kursorischen Tätigkeit entstanden seine ersten öffentlichen Arbeiten. Er sprühte mit einer Schriftschablone Texte, wie „Clones Go Home“ auf Wände und entlang der Bürgersteige zwischen der Grenze von East zu West Village, um ein Statement gegen die Gentrifizierung der Stadtteile zu setzen. Seine öffentlichen und politisch angehauchten Arbeiten zeigten sich nicht nur in Graffitis, sondern auch in Collagen, die an Titelseiten der „New York Post“ erinnerten und mit provokanten Titeln, wie „Reagan Slain by Hero Cop“ versehen waren. 1980 nahm er das erste Mal an der Times Square Show teil, eine Ausstellung von Underground-Künstlern, die von der etablierten Kunstwelt registriert wurde. Obwohl er zu diesem Zeitpunkt noch nicht selbst zur „Szene“ gehörte, schloss er dort zahlreiche Freundschaften mit anderen teilnehmenden Künstlern, wie Lee Quinones (*1960), Fab Five Freddy (*1959) und Futura2000 (*1955), mit denen er im Laufe der Zeit gemeinsame Werke und Aktionen schuf.

Zeitgleich begann er im Mudd Club zu arbeiten. Einem New Yorker Nachtclub, der 1978 von dem Publizisten Steven Mass, dem Kurator Diego Cortez und der Sängerin Anya Philips eröffnet wurde und sich schnell zum „Place-to-be“ der New Yorker Kunst- und Kulturszene entwickelte. Angeregt durch die Kontakte zu der Grafitti-Szene begann er selbst „tags“  in Form von krabbelnden Babys oder bellenden Hunden zu hinterlassen. Eine große Leuchttafel auf dem Times Square zeigte einen Monat lang alle 20 Minuten Harings „Radiant Child“.
1982 bestückte er eine Einzelausstellung in der Toni Shafrazi Gallery in New York. Der internationale Durchbruch folgte und er erhielt Einladungen unter anderem nach Rotterdam, Amsterdam und zur documenta 7 in Kassel. Ein Jahr später beteiligte er sich an der Whitney Biennale in New York und der Biennale von São Paulo. Dort freundete er sich mit Andy Warhol an und eine lebenslange Freundschaft entstand. Er widmete ihm die „Andy Mouse“, die ausgestattet mit Sonnenbrille und Perücke eine Kombination aus Mickey Mouse und Andy Warhol darstellte.

Neben Einladungen zu Ausstellungen weltweit wurden auch seine öffentlichen Arbeiten international. Ab 1984 bemalte er Wände in Sydney, Melbourne, Rio de Janeiro, Minneapolis und Manhattan. Außerdem hielt er sich gemeinsam mit LA II (*1967) für drei Wochen in Mailand auf, wo sie Abgüsse der Michelangelo-Statuen bemalten und ausstellten. Weitere bemalte Wände in Amsterdam, Paris, Phoenix und Berlin folgten.
Inspiriert von der Arbeit mit Skulpturen beschäftigte er sich ausführlicher damit und präsentierte das erste Mal seine Stahlskulpturen 1985 in der Galerie von Leo Castelli (1907-1999) in New York.
1986 eröffnete er in SoHo den „Pop Shop“, in dem seine Werke und deren Vervielfältigung verkauft wurden. Kurz darauf wurde eine weitere Filiale in Tokio eröffnet, diese hielt jedoch nicht lange und wurde zeitnah wieder geschlossen. Der New Yorker Laden machte 2005 endgültig zu.

Über Warhol lernte er Grace Jones (*1948) kennen, deren Körper er für ihr Video „I’m not Perfect“ und ihren Film „Vamp“ bemalte.
1988 erhielt Haring die Diagnose Aids. In seinen Werken begann er die eigene Krankheit zu verarbeiten. Doch auch schon vor diesem Zeitpunkt setzte er sich mit dieser Thematik auseinander und engagierte sich bei zahlreichen Benefiz-Aktionen. Nicht nur das Thema Aids, sondern auch das Thema der Drogensucht beschäftigten ihn. Nach dem Tod Basquiats durch eine Überdosis setzte er ihm mit dem Werk „A pile of Clowns for Jean-Michel Basquiat“ (1988) ein „Denkmal“. Er füllte eine dreieckige Leinwand, die einem Warnschild ähnelte, mit einem Berg von Kronen, dem künstlerischen Signet Basquiats.
Generell nimmt ab dieser Zeit die Härte in seinen Bildern zu und das Thema des Todes taucht vermehrt auf.

Sein letztes öffentliches Gemälde „Tuttomondo“ fertigte er 1989 an der Außenwand der Kirche Sant’Antonio in Pisa.
Seine öffentlichen Arbeiten nutzte er viel für karitative Projekte für Kinder. Unter anderem bemalte er 1986 anlässlich der 100-Jahr-Feier der Freiheitsstatue in New York eine 6-Stockwerke hohe Plane mit den Umrissen der Statue, die von 1000 Kindern ausgemalt wurde.
Klare Linien und flächige Motive zeichnen sein Werk aus. Ein grafischer Stil mit leicht verständlichen und wiederkehrenden Motiven verhalfen ihm zu schnellem Erfolg und sind charakteristisch für Haring. Besonders seine „Subway Drawings“, die er 1980-85 in den Gängen der New Yorker U-Bahn fertigte, zeigen seine charakteristische Arbeit. Die schwarzen Tafeln, die als Platzhalter der Werbetafeln dienten, bemalte er mit weißer Kreide. Meist auf die gleiche Art und Weise. In ein weiß umrissenes Rechteck, das er manchmal nummerierte, um den Anschein eines Comic-Strips zu erzielen, setzte er seine typischen Motive, wie den bellenden Hund, ein Ufo, das Radiant Child, einen Fernseher, Kreuze oder minimalisierte Menschen.

Noch heute sind seine Werke unverwechselbar und haben einen hohen Wiedererkennungswert.