Hans Purrmann
1880 Speyer – 1966 Basel
Als Sohn des Malermeisters Georg Heinrich Purrmann (1846-1900) wurde er zunächst von eben diesem als Stubenmaler ausgebildet. Im Anschluss arbeitete er als Dekorationsmaler in der Werkstatt seines Vaters weiter. In dieser Zeit widmete er sich bereits nebenbei seinen Zeichnungen.
1897 begann er ein Studium an der Akademie der Bildenden Künste in München, wo er zunächst die Zeichenklasse von Gabriel von Hackls (1843-1926) besuchte. Nach kurzer Zeit wechselte er in die Malklasse von Franz von Stuck (1863-1926), in der er 1905 seinen Abschluss machte. Paul Klee (1879-1940), Wassily Kandinsky (1866-1944), Albert Weisberger (1878-1915), Eugen von Kahler (1882-1911) und Willi Geiger (1878-1971) zählten zu seinen Kommilitonen.
Auf Fürsprache seines Lehrers von Stuck nahm er 1903 an der ersten Frühjahrs-Ausstellung der Münchner Sezession teil, der positive Rezensionen der Kritiker Wilhelm Wittmanns und Hans Rosenhagen folgten Kontakte zu den Kunsthistorikern Friedrich Rintelen und Heinz Braune.
Das Café Stefanie, ein Treffpunkt der Münchner Künstlerszene, wurde für Purrmann ein häufig besuchter Ort, an dem er unter anderem mit Gino de Finetti (1877-1955) verkehrte.
1904 besuchte er die Lewin-Funcke-Schule in Berlin, um dort Zeichenunterricht bei Lovis Corinth (1858-1925) zu nehmen. Bei Besuchen in Museen und dem dortigen Studium Alter Meister und der Malerei des französischen und deutschen Impressionismus bildete er sich persönlich weiter.
Nach seinem Abschluss reiste er nach Paris. Der Herbstsalon im gleichen Jahr brachte ihm die Werke der „fauves“ näher. Vor allem die Arbeiten von Henri Matisse (1869-1954) und André Derain (1880-1954) inspirierten ihn. Die Entscheidung nach Paris zu ziehen folgte. Im Kreis der deutschsprachigen Maler im Café du Dôme, wie Rudolf Levy (1875-1944) und Walter Bondy (1880-1940), wurde er kurz nach seiner Ankunft aufgenommen. Neben Malern verkehrten dort auch Sammler, wie Karl Ernst Osthaus und Alfred Flechtheim.
Bei einer gemeinsamen Reise 1908 über Speyer, München und Nürnberg nach Heidelberg entstand auf Anregung von Purrmann bei Matisse die Entscheidung seine Académie Matisse in Paris zu eröffnen, an der Purrmann selbst bis 1914 unterrichtete. Zu seinen gehörten Schülern unter anderem Oskar Moll (1875-1947), Rudolf Levy, Friedrich Ahlers-Hestermann (1883-1973) und Franz Nölken (1884-1918). Ebenso Mathilde Vollmoeller (1876-1943), die der Künstler 1912 ehelichte.
1916 zog das Ehepaar nach Berlin. Dort folgte zwei Jahre nach dem Umzug seine erste Einzelausstellung in den Räumen des Galeristen Paul Cassirer.
Während seiner gesamten Schaffenszeit hielt er sich regelmäßig einige Monate in Italien auf. 1935 zog er nach Florenz, wo er die Verwaltung der Deutschen Künstlerstiftung Villa Romana übernahm. Diese wurde 1904 auf Initiative von Max Klinger (1857-1920) gegründet.
Kurz nach Kriegsbeginn wurde der Kreis um Purrmann innerhalb der Villa Romana zu einem Treffpunkt für Exilanten, wie dem Schriftsteller Kasimir Edschmid (1890-1966), dem Arzt Curt Glaser (1879-1943), dem Kunsthistoriker Werner Haftmann (1912-1999) und der Schriftstellerin Monica Mann (1910-1992).
Nach dem Sturz Mussolinis 1943 wurden alle in Florenz ansässigen Deutschen dazu aufgefordert Italien umgehend zu verlassen. Purrmann floh in die Schweiz, wo er gemeinsam mit der Teppichkünstlerin Maria Geroe-Tobler (1895-1963), die am Bauhaus Dessau unter Paul Klee und Wassiliy Kandinsky studiert hatte, arbeitete.
1948 erhielt er schließlich eine schweizer Arbeitserlaubnis. Die Casa Camuzzi in Montagnola, in der vor ihm Hermann Hesse (1877-1962) gewohnt hatte, wurde nun zu seinem neuen Zuhause.
Erst in den 1950er Jahren reiste er wieder nach Deutschland, wo er ab diesem Zeitpunkt an wichtigen Ausstellungen, wie der documenta I in Kassel 1955 teilnahm.
In seinen Werken beschäftigte sich der Künstler vor allem mit der Wiedergabe von Landschaften Stillleben und Interieurs, ebenso wie mit Porträts.
In reinen und leuchtenden Farben verpflichtete er sich in all seinen Arbeiten einer rein gegenständlichen Malerei.