Ida Gerhardi
1862 Hagen – 1927 Lüdenscheid
Ida Gerhardi gilt als Malerin für den Kulturaustausch zwischen Frankreich und Deutschland. Abfällig auch als ein „Malweib“ von Paris bezeichnet, wirkte sie als Wegbereiterin der klassischen Moderne der Frauen innerhalb der Pleinairmalerei.
Anfangs sich noch der Landschaftsmalerei im Stile der Schule von Barbizon widmend schuf sie im Laufe ihrer Schaffensphase mehr und mehr Porträts, Selbstbildnisse und Szenen aus dem Pariser Nachtleben und dessen Vergnügungslokalen. Mit diesen Tanzszenen erschuf sie etwas Revolutionäres für eine Frau. Vergnügungslokale dieser Art und der Aufenthalt dort ohne männliche Begleitung war Frauen erst seit kurzer Zeit möglich und dennoch meist nicht erlaubt. Gerhardi stellte eine der wenigen Frauen dar, die sich in diesen Lokalitäten ungeniert allein aufhielt und ihre Anwesenheit durch solche Abbildungen unter Beweis stellte.
Nach dem Tod ihres Vaters 1869 zog ihre Familie nach Detmold zu einer Schwester ihrer Mutter. Gerhardi besuchte die Höhere Töchterschule. Nach ihrem Abschluss konnte sie erst nach einigen Jahren ihren Wunsch nach einem Studium der Malerei durchsetzen. Ab 1890 besuchte sie die Damenakademie des Münchner Künstlerinnenvereins. Vor allem die Klasse von Tina Blau (1845-1916) erregte ihr Interesse.
Ein Jahr später zog sie nach Paris um, wo sie sich an der Académie Colarossi einschrieb.
Mit ihrer Kommilitonin Jelka Rosen (1868-1935) verband sie ab diesem Zeitpunkt eine enge Freundschaft.
Innerhalb des Künstlerkreises des Café du Dôme am Montparnasse lernte sie zahlreiche weitere Künstler kennen, mit denen sie in regem Austausch stand, unter anderem Auguste Rodin (1840-1917).
Neben engen Kontakten in Pariser Künstlerkreisen, pflegte sie auch ihre Freundschaften mit deutschen Künstlern, vor allem Käthe Kollwitz (1867-1945), Maria Slavona (1865-1931), Franz Nölken (1884-1918) und Ottilie Roederstein (1859-1937), mit der sie sich in Paris ein Atelier teilte, gehörten zu ihren engen Freunden.
Trotz ihres künstlerischen Erfolgs konnte Gerhardi sich als Frau ihren Lebensunterhalt nicht allein mit ihrer Kunst verdienen. Als Kunstagentin bei Vermittlung von Kunstwerken und der Organisation von Ausstellungen, unter anderem für Karl Ernst Osthaus (1874-1921), Gründer des Osthaus Museums Hagen und Begründer der Sammlung des Museum Folkwang in Essen, bestritt sie ihren Lebensunterhalt.
Auch heute noch sind Werke der Künstlerin, unter anderem ihr Werk „Die Geigerin“, im Museum Folkwang zu sehen.
1905 gründete sie gemeinsam mit Kollwitz und Franziska Tiburtius (1843-1927) den Deutschen-Lyceum-Club, der Künstlerinnen, Wissenschaftlerinnen, Journalistinnen und Schriftstellerinnen eine Plattform zum Austausch in Berlin bieten sollte.
Aus gesundheitlichen Gründen gab sie 1913 ihr Atelier in Paris auf und zog nach Lüdenscheid zu ihrer Familie.
Ihre Arbeiten stellte sie unter anderem im Salon de l’Union internationale des Beaux-Arts und im Salon des Indépendants in Paris aus, sowie bei der Berliner und Münchner Secession.