August Gaul

August Gaul

August Gaul. Stehender Bär. vor 1921. Bronze. H: 8,5cm

Stehender Bär

August Gaul. Käuzchen. vor 1921. Bronze. H: 6,6cm

Käuzchen

August Gaul. Bär auf einem Baumstumpf. 1899. Bronze. H: 9,5cm

Bär auf einem Baumstumpf

August Gaul

1869 Hanau – 1921 Berlin

August Gaul begann seine Ausbildung in der Steinmetzwerkstatt seines Vaters Philipp Gaul. Zeitgleich war er Tagesschüler an der Hanauer Zeichen-Akademie und Ziseleur in einer Silberwarenfabrik, wo er die handwerklichen Grundlagen für Stein- und Metallarbeiten erlernte.
1888 siedelte er nach Berlin über. Dort arbeitete er zunächst im Atelier von Alexander Calandrelli (1834-1903) und besuchte die Abendschule des Kunstgewerbemuseums.
1890 gewann er eine Dauerkarte für den Berliner Zoo, die ihn dazu veranlasste sich künstlerisch mit dem Thema der Tiere auseinanderzusetzen.

Vier Jahre später begann er sein Studium an der Berliner Hochschule für Bildende Künste und besuchte dort die Aktklasse und die Klasse des Tiermalers Paul Meyerheim (1842-1915).
In dieser Zeit lernte er durch den Bildhauer Peter Breuer (1856-1930) den Künstler Reinhold Begas (1831-1911) kennen, der ihm zusammen mit August Kraus (1868-1934) die Ausführung der vier großen Löwen am National-Denkmal für Kaiser Wilhelm I. in Berlin übertrug.
1897/98 unternahm Gaul eine Studienreise nach Florenz und Rom. Dort studierte er die Tierplastiken der Antike und Renaissance in den Vatikanischen Museen und lernte Louis Tuaillon (1862-1919), ein Schüler Begas’, kennen. Er brachte ihm die künstlerische Auffassung des in Florenz lebenden Adolf von Hildebrandt (1847-1921) näher, in der vor allem eine neuklassische Klarheit und Läuterung der plastischen Form hervorstach.

1898 etablierte sich aus der künstlerischen Opposition in Berlin die Berliner Sezession unter Max Liebermann (1847-1935). Ein Jahr nach der Gründung trat Gaul ihr bei.
Dort lernte er auch den Kunsthändler und Sezessions-Sekretär Paul Cassirer (1871-1926) kennen, der ihn unter Vertrag nahm. Cassirer galt als Wegbereiter der Moderne und verhalf dem Künstler 1902 in den Sezessions-Vorstand.

Seine hauptsächliche Beschäftigung mit der Darstellung von Tieren lag in der Mode der Zeit. Die Lehren  Charles Darwins (1809-1882) und die Tierkunde von Alfred Brehm (1829-1884) unterstrichen das Interesse und förderte neue Prinzipien der Tierdressur und eine artgerechtere Unterbringung der Tiere in Zoos.
Gaul beschäftigte sich vor allem mit Einzeltieren in ruhiger Haltung. Erscheinen doch mehrere Tiere in einer Arbeit, so bleiben sie selbstständig und stehen für sich.

Ob Säugetiere, Vögel, Exoten, einheimische, wildlebende oder Haustiere, sie lassen sich alle in seinen Arbeiten finden.
Mit seinen ungebrochenen fließenden Umrisslinien orientierte er sich noch stark an der skulpturellen Kunst des Jugendstils.
Er beeinflusste die nachfolgende Bildhauergeneration stark. Künstler, wie sein Gehilfe Max Esser (1885-1945), Philipp Harth (1885-1968), Edwin Scharff (1887-1955), Ewald Mataré (1887-1965), Gerhard Marcks (1889-1981), Hans Ruwoldt (1891-1969), Fritz Wrampe (1893-1934) und Renée Sintenis (1888-1965) orientierten sich an ihm.
Die Freundschaften mit Cassirer, Liebermann, Ernst Barlach (1870-1938), Heinrich Zille (1858-1929) und Käthe Kollwitz (1867-1945) begleiten ihn sein Leben lang.