Marta Hegemann-Räderscheidt
1894 Düsseldorf – 1970 Köln
Marta Hegemann-Räderscheidt, eine Künstlerin der verschollenen Generation, gehörte zu den bedeutenden Künstlerinnen ihrer Zeit, die sich neben den männlichen Vertretern der Kunst durchsetzen konnte.
1911 begann sie ihr Studium an der Kunstgewerbeschule in Köln, wo sie Heinrich Hoerle (1895-1936) und ihren späteren Ehemann Anton Räderscheidt (1892-1970) kennen lernte.
Ein Jahr später wechselte sie an die Kunstakademie in Düsseldorf. Dort studierte sie unter Lothar von Kunowski (1866-1936). 1914 machte sie ihren Abschluss als Zeichen- und Sportlehrerin. Anfangs arbeite sie als Lehrerin an einer Kölner Schule. Nach kurzer Zeit gab sie ihren Beruf jedoch auf, um als Künstlerin tätig zu sein.
1918 heiratete sie Räderscheidt und begann sich mit ihrer Kunst unter dem Namen „La Paloma“ im Kreis der Kölner Dada-Szene aufzuhalten. Besonders Angelika Hoerle (1899-1923) und die Kunsthistorikerin Luise Straus-Ernst (1893-1944) zählten zu ihren engen Freundinnen. Jankel Adler (1895-1949), Hans Arp (1886-1966), Max Ernst (1891-1976), Otto Freundlich (1878-1943) und Franz Wilhelm Seiwert (1894-1933) zählten ebenso zu ihrem engeren Umfeld.
1919-21 gehörte sie der Kalltalgemeinschaft an, die sich um Carl Oskar Jatho (1884-1971), Käthe Jatho-Zimmermann (1891-1989), Seiwert und Franz Nitsche (1887-1952) gebildet hatte. Sie trafen sich regelmäßig im Junkerhaus Simonskall in der Eifel, um sich dort über Kunst- und Gesellschaftsvisionen auszutauschen.
Zeitgleich gründete sie mit ihrem Mann, dem Ehepaar Hoerle und Seiwert die Gruppe Stupid. Sie entfernten sich thematisch von der Dada-Szene und traten für eine „Zerstörung des alten Bildes und für die Suche nach neuen Ausdrucksformen“ ein.
In den 1920er Jahren war sie auf zahlreichen Ausstellungen vertreten und konnte ihren beruflichen Höhepunkt verbuchen.
Unter anderem auf den Ausstellungen der Kölner Sezession 1925/26, der Ausstellung „Das Junge Rheinland“ 1925 und der „Großen Düsseldorfer Kunstausstellung“ 1925.
Mit dem Machtantritt der Nationalsozialisten zog sie mit ihrer Familie nach Rom um. Ein Jahr später trennte sich Anton Räderscheidt von ihr, um eine Beziehung mit der Fotografin Ilse Metzger, geborene Sadberg, einzugehen.
Hegemanns Kunst wurde 1937 als „entartet“ eingestuft.
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges konnte sie an den Erfolg aus den Vorkriegsjahren nicht mehr anknüpfen. Nach einigen Umzügen nach Berlin, Genf, Paris, Heidelberg und München, kehrte sie 1958 endgültig nach Köln zurück.
Ihre Werke lassen sich dem Magischen Realismus und dem Surrealismus zuordnen.
Großstädtische, nach Autonomie ringende Frauenfiguren, die sie mit metaphorisch aufgeladenen Tieren und Alltagsgegenständen kombinierte, gehörten zu ihren hauptsächlichen Motiven.
Charakteristisch waren vor allem die nicht individuell ausgeführten Gesichter, die angelehnt waren an die „manichini“- (=Puppen) Darstellungen eines Giorgio di Chirico (1888-1978).